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Artikel
1997
20 Jahre Color Foto
Fotogeschichte und Zeitgeschichte
Zwanzig außerordentlich ereignisreiche Jahre liegen hinter uns - zeitgeschichtlich betrachtet ebenso wie auf dem Kameramarkt. Nie zuvor haben sich Kameras seit ihrer Erfindung so verändert wie in den zurückliegenden zwanzig Jahren.
1971
Dieses Jahr gehört den anspruchsvollen Profikameras. Nikon ist dank der Nikon F schon seit Jahren bei den Profis bekannt und anerkannt. Diese Kamera kommt auf der ganzen Welt zum Einsatz, wenn Fotoreporter von Ereignissen aus Sport und Politik oder von Kriegen und Katastrophen berichten. 1971 wird das Modell F von der Nikon F2 abgelöst, die nun aber nicht mehr konkurrenzlos ist. Canon stellt die Canon F-1 vor, die im Gegensatz zur Nikon einen Belichtungsmesser im Gehäuse hat und nicht auf einen voluminösen Belichtungsmeßsucher angewiesen ist. Die neuen Objektive zur Canon tragen die Bezeichnung FD. Sie sind für Offenblendmessung ausgelegt, im Jahr 1971 noch keine Selbstverständlichkeit. Auch die dritte Kamera im Bunde ist mit einem eingebauten Belichtungsmesser versehen. Die neue Leica M5 ist ein ganzes Stück größer als die bekannten Leicas der M-Serie, und obwohl sie als Meßsucherkamera eine echte Leica geblieben ist, sind viele Fans der deutschen Nobelmarke nicht so recht glücklich mit der M 5. Tatsächlich erfolgt nach der M 5 eine Rückbesinnung, die sich in späteren Jahren in der Leica M4-P oder M6 niederschlägt.
1972
Wieder ist photokina-Jahr, wieder warten alle Foto-Enthusiasten auf den Herbst und auf die Neuheiten-Schwemme, die von Köln aus die Fotoläden der ganzen Welt erreichen wird. Zweimal ist auf dieser Messe "Kleinheit" Trumpf. Olympus überrascht mit einer Spiegelreflexkamera, die so klein ist, daß mancher sich verwundert fragt, wo denn da das Pentaprisma Platz haben soll - vor allem, nachdem er das große Sucherbild gesehen hat. Zusammen mit der M-1 (die wenig später als OM-1 in den Katalogen geführt wird), stellt Olympus ein ganzes System vor, das in den seither vergangenen fast neunzehn Jahren zwar immer wieder aufgerüstet, aber nie unmodern wurde. Auch an die aktuelle Systemkamera von Olympus die OM-4 Ti Black - können die Objektive, Motoren und Blitzgeräte von damals angesetzt werden. Kodak, der gelbe Riese, setzt auf einen zwergenhaften Film. Das Pocket-Format mit einer Negativ- oder Diagröße von 11x17 Millimeter wird präsentiert - und weil mit den Filmen allein nicht viel anzufangen ist, kommen gleich noch die passenden Kameras mit auf den Markt. Was als System beginnt, das auf einfachste Handhabung ausgelegt ist, wird in den kommenden Jahren perfektioniert und ausgebaut, bis hin zur System-SLR von Pentax. Alle Anstrengungen, das Pocket-Format 110 vom Markt zu drängen, scheitern. Immer noch werden Pocket-Kameras verkauft und sind Pocket-Fotografen mit ihren Bilder zufrieden. Eine wesentliche größere Kamera sorgt ebenfalls für Aufsehen. Sie stammt von dem bekannten Dokumentarfilmer Hans Dompick und ist als einzige Kamera der Welt mit zwei Filmen gleichzeitig geladen, die wechselweise belichtet werden können. Das parallele Arbeiten mit Schwarzweiß- und Farbfilmen ist kein Problem mehr. Aber so bestechend das System in sich ist - es kommt nie in die Fotogeschäfte.
1973
Rollei stellt ein großes Neuheiten-Paket vor. Die Pressekonferenz findet in Singapur statt, wo Rollei der günstigen Lohnkosten wegen ein Werk errichtet hat. Zu den Neuheiten, die nahe dem Äquator präsentiert werden, gehören die Pocketkameras A110, alu-mattiert und schwarz. Diese edlen Kleinkameras machen zwar eine Menge her, aber auch sie bringen dem Namen Rollei nicht mehr den Glanz der alten Zeiten. Fuji geht derweil dem Meßzeiger an den Kragen. Die Fujica ST 801 bringt Farbe in den Sucher. Leuchtdioden weisen den Weg zur korrekten Belichtung, und wer ein dunkles Motivteil am rechten Bildrand anordnet, bleibt dank der Lichtwaage belichtungsmäßig immer im Bilde. Die Kamera selbst wird kein Dauerbrenner, aber das Licht im SLR-Sucher ist seit damals nicht mehr ausgegangen. Obwohl Objektive mit veränderlicher Brennweite schon seit längerem bekannt sind, beginnt erst Anfang der 70er Jahre der Siegeszug der Zooms für Kleinbild-SLR-Kameras. Das Vivitar Serie 1 3,5/70-210 mm ist einer der wichtigen Wegbereiter.
1974
Ein Film, der viele Jahre lang zu den Lieblingsfilmen der deutschen Amateure zählen wird. wird 1974 vorgestellt, der Agfa CT 21 mit einer Empfindlichkeit von ISO 100/21xGRADx. Obwohl oft bemängelt wird, daß er in Sachen Feinkörnigkeit ein bißchen mehr leisten könnte, kann der CT 21 Pluspunkte sammeln. Seine natürlichen Farben und die gute Hautwiedergabe verhelfen ihm dazu. Polaroid bringt mit der SX-70 neuen Wind in die Segel der Sofortbildfotografie. Als Spiegelreflexkamera - die sich flach wie ein Taschenbuch zusammenklappen läßt zeigt sie das Bild, das auf dem Einblattfilm festgehalten wird, schon vor der Aufnahme im Sucher. Wiederauferstehung feierte in diesem Jahr nach 14 Jahren in der Versenkung der gute alte Qualitätsbegriff Contax. Die Contax RTS das RTS steht für "Real Time System" und deutet auf die Weltneuheit des quasi verzögerungsfreien elektromagnetischen Auslösers hin entstand aus der Zusammenarbeit von Yashica, Carl Zeiss und dem Designer Ferdinand A. Porsche. Heraus kam eine äußerst formschöne Kamera mit moderner, von Yashica entwickelter Elektronik, die den Profikameras von Nikon und Canon nicht zuletzt wegen der hervorragenden Zeiss-Objektive Konkurrenz machen sollte.
1975
Einen für alle unerwartet erfolgreichen und langen Lebensweg tritt die Mamiya 645 an. Das "kleine Mittelformat" war lange verschwunden gewesen und nur wenige hatten es vermißt. Als die kompakte Mamiya es wieder auferstehen läßt ist die Begeisterung groß. Das größere Negativ oder Dia bringt die Vorteile des Mittelformats zum Tragen, die Kamera selbst steht aber, was die leichte Handhabung angeht, den Kleinbildkameras kaum nach. Zukunftsweisend ist die Entscheidung von Pentax. Man verabschiedet sich vom M-42-Universalgewinde und setzt auf das Bajonett. Die neuen Kameras heißen K2, KX und KM, und entsprechend heißt der neue Objektivanschluß K-Bajonett. Obwohl Pentax es anderen Herstellern leicht macht, dieses Bajonett für die eigenen Kameras zu verwenden, setzt das K-Bajonett sich nicht durch. Gerade die Tatsache, daß nahezu jeder Hersteller sein eigenes Bajonett-Süppchen kocht, veranlaßt Vivitar, Objektive mit TX-Anschluß herausbringen. Die Idee, ein Objektiv per Adapter für mehrere Kameras interessant zu machen, ist zwar gut, stößt aber auf nicht allzuviel Gegenliebe.
1976
Die Olympus OM-2 setzt den Weg fort, der mit der OM-1 eingeschlagen wurde: Kleine Abmessungen sind Trumpf. Doch im kompakten Gehäuse steckt eine ganze Menge, zum Beispiel die neue autodynamische Belichtungsmessung, die noch arbeitet, wenn der Verschluß sehen offen ist. Die Canon AE-1 bietet nicht nur die zentrale elektronische Steuerung von Kamera, Blitz und Winder, sondern dank weitgehend automatischer Fertigung auch einen Preis, der die Käufer freut. Ebenfalls neue Wege schlägt Rollei mit der neuen Kleinbild-SLR Rolleiflex 2000 ein. Das Gehäuse ist würfelförmig und bietet zwei Sucher - einen für die Arbeit in Augenhöhe und einen für den Blick von oben auf die Mattscheibe. Außerdem gibt es Wechselmagazine, ein Ausstattungsmerkmal, das die Rollei nur mit Mittelformatkameras gemeinsam hat. Trotz dieser Vorzüge kann die Rollei sich nicht durchsetzen, und auch den Nachfolgemodellen bleibt der Erfolg versagt. Schade. Auf dem Nachbereitungs-Sektor tut sich etwas in diesem Jahr. Hama bringt das hamafix-Diarahmungssystem heraus. Im Mittelpunkt: ein einteiliges Rähmchen, in welches das Dia mit Hilfe eines kleinen Geräts hineingeschnippt wird. Von Ilford kommt das Cibachrome-System. Es ist kein Problem mehr, Dias (fast) ohne Verlust an Leuchtkraft auf Papier zu bringen.
1977
Kodak ist nicht länger gewillt, den großen Kuchen "Sofortbild-Fotografie" kampflos der Firma Polaroid zu überlassen. Die Kodak Sofortbild-Kameras sind von der Form her gewöhnungsbedürftig, aber gut; die Einblattfilme können in Schärfe und Farbigkeit überzeugen. Aber gleich nach der Vorstellung beginnt hinter den Kulissen der Kampf der Anwälte. Wurden Polaroid-Patente verletzt? Die Entscheidung fällt Jahre später, das Sofortbild-Intermezzo des gelben Riesen wird am Richtertisch zum Flop. Blendenautomatik oder Zeitautomatik? Minolta macht dem Hickhack ein Ende. Die XD-7 bietet beide Varianten. Allerdings ist die Freude der Minolta-Fans nicht ungetrübt. Wer die Möglichkeiten der XD-7 ausnutzen will. braucht die neuen MD-Objektive. Eben erst haben die SLR-Kameras der K-Serie Freunde gewonnen, schon stellt Pentax eine neue Kamerareihe vor. Die ME und die MX (und die ME-2, die MV die MG, die späterhin noch folgen) sind kleiner und leichter, als die K-Modelle - aber auch sie bringen Pentax nicht an t den Platz in der Käufergunst zurück, den die Spotmatic und die anderen Pentax-Kameras der 60er Jahre erkämpft hatten.
1978
Zwei technische Entwicklungen, die es den Hobbyfotografen leichter machen sollen, zu gelungenen Bildern zu kommen, rücken ins Blickfeld. Canon macht die Programmautomatik gesellschaftsfähig, indem sie das Spitzenmodell die Canon A-1- damit ausstattet. Darüber hinaus bietet diese Kamera Zeit- und Blendenautomatik, und zum ersten Mal wird die Sucherinformation konsequent mit alphanumerischen Leuchtdioden gestaltet. Ebenfalls zukunftsweisend: die manuelle Blendeneinstellung über ein Einstellrad an der Kamera. Die automatische Scharfstellung wird viele Jahre lang diskutiert. Viele Prototypen zeigen, daß diese Technik zu beherrschen ist - aber es kommt nie zur Serienfertigung. In diesem Jahr ist es anders. Konica stellt die Kompaktkamera C35 AF vor. Ein Visitronic-Baustein sorgt dafür, daß der Fotograf mit automatisch scharfen Bildern rechnen kann. Polaroid setzt auf ein anderes System. Ultraschall-Signale werden ausgestrahlt, vom Motiv reflektiert und von der Kamera empfangen. Die SX-70 Sonar ist nicht die einzige Neuheit von Polaroid in diesem Jahr. Polavision, der Sofort-Film, soll auf dem Gebiet des bewegten Bildes für Furore sorgen, wird vom Publikum jedoch nicht angenommen. Die Entwicklungskosten sind aber nicht in den Sand gesetzt. Ein Linienraster-Verfahren des Sofort-Films kommt dem KB-Sofort-Diafilm Polachrome zugute, der 1982 auf den Markt kommt.
1979
Olympus beweist, daß nicht nur SLR-Kameras klein zu kriegen sind. Die Kompaktkameras der XA-Serie unterbieten sogar die Minox-Minis. Aber diese kleinen Apparate sind nicht nur klein - sie bieten auch gute Aufnahmequalität und ein hervorragendes Design. Eine andere Höchstleistung in Sachen Miniaturisierung bringt Pentax. Die Auto 110 ist eine echte Spiegelreflex-Systemkamera mit Wechselobjektiven und ansetzbarem Motor. Sie ist aber um die 110er Filmkassette (Pocketkassette) herumgebaut und paßt bequem in die Hosentasche. Nikons neue SLR ist auch nicht eben riesig, aber sie erregt aus einem anderen Grund Aufsehen. Die Nikon EM ist eine Spiegelreflex, die sich an den Einsteiger ins Fotohobby wendet. Für Nikon ist die Öffnung nach unten richtig und wichtig. Nur der Kundendienst hat zu leiden, denn die Berater müssen vielen Ratsuchenden klar machen, daß die Objektive der neuen Serie-E nicht schlechter sind als die Nikkore.
1980
Das erste Jahr des neuen Jahrzehnts steht im Zeichen einer photokina, aber Sensationen bleiben aus. Die Nikon F2 wird von der F3 abgelöst, die bereits in der Grundausstattung nicht nur TTL-Belichtungsmessung, sondern auch eine automatische Belichtungssteuerung bietet. Daran und an einem merkwürdigen roten Streifen, den Designer-Star Giugiaro ihr verordnete, scheiden sich die Geister. Aber es dauert nicht lange, und die F3 wird - Automatik hin, Automatik her - von den Profi-Fotografen akzeptiert. Ebenfalls auf den Profi als Käufer zielt die Pentax LX, die der Nikon aber ebensowenig gefährlich werden kann wie einstmals die Minolta XM oder die Canon F-1, obwohl sie, wie diese Kameras auch, hervorragende Technik und ein gutes System zu bieten hat. Vivitar, bekannt als Objektivhersteller, drängt es zu Beginn der 80er Jahre in die Rolle eines Kamera-Anbieters. Die XV-Modelle kommen allerdings nicht so recht aus den Startlöchern. Das Hobbylabor ist zur Jahrzehntwende schon lange kein großer Markt mehr. Die Arbeit in der Dunkelkammer macht nur noch wenigen Spaß, obwohl der zweite Teil der Fotografie mindestens ebenso interessant ist wie die Aufnahme selbst. Auch das Rodenstock Rogonar-SC-System, mit dem die "kreative Verfremdung" der Bilder beim Vergrößern ganz einfach werden soll, kann die Labormüden nicht wecken.
1981
Das Agfa-family-System stand während der photokina '80 im Mittelpunkt der Veranstaltungen am Agfa-Stand. Nun ist der Zeitpunkt für die diskusähnliche Kamera gekommen - sie muß beweisen, daß all das in ihr steckt, was in sie hineingedeutet wurde. Der Gedanke, mit einer Kamera Film- und Fotoaufnahmen auf demselben Material super-8 - zu machen, fällt aber nicht auf fruchtbaren Boden. Mit Schmalfilm läßt sich zu diesem Zeitpunkt ohnehin kaum mehr einer hinter dem Ofen hervorlocken, und die eher mäßige Qualität der Stehbilder macht die Agfa family nicht begehrenswerter als andere Filmkameras. Canon bringt fünf Jahre nach der Vorstellung der AE-1 die AE-1 Program auf den Markt, die mit Programmautomatik ausgestattet ist und eine Mattscheibe mit Schnittbildkeilen vorzuweisen hat, die endlich einmal nicht abdunkeln, wenn die Lichtstärke des Objektivs auf 1:5,6 sinkt. Während diese Kamera einen kleinen Schritt weiterführt. verspricht Sony eine neue Art der Fotografie. Mavica soll die Kamera heißen; die Aufzeichnung , des Bildes soll elektronisch erfolgen. Was daraus wurde, wissen wir.
1982
Es scheint ernst zu werden mit der automatischen Scharfstellung für Kleinbild-SLR-Kameras. Die Pentax ME-F bietet diese Technik für ein größeres Publikum, und sie funktioniert nicht schlecht. Das AF-Zoom mit eingebautem Motor ist zwar noch nicht sehr schnell und die Schärfenbestimmung bei wenig Licht ist noch nicht optimal aber das Autofokus-System funktioniert. Dennoch wird aus der Pentax ME-F nicht der große Renner - ebensowenig wie aus der Canon AL-1, die noch nicht einmal mit einem richtigen AF-Objektiv aufwarten kann, sondern lediglich anzeigt, ob die manuell eingestellte Entfernung eine scharfe Abbildung des Motivs bringt. Nikon hält sich zu diesem Zeitpunkt in bezug auf Autofokus noch zurück und bringt statt dessen mit der FM-2 die schnellste Kamera der Welt heraus. Die kürzeste Verschlußzeit ist 1/4000 Sekunde, die Synchronisationszeit des Schlitzverschlusses 1/200 Sekunde. Zur photokina soll es nach Kodaks Willen rund gehen. "Disc" heißt das Zauberwort, und gemeint ist eine Filmscheibe, die in den flachen Disc-Kameras rotieren soll. Auf lange Sicht gesehen kann sie der 110er Kassette nicht den Garaus machen. Nutznießer der Forschungsarbeiten sind die Kleinbild-Fotografen, denen die feinkörnigen Disc-Materialien auch zur Verfügung gestellt werden. Soligor bietet die sogenannten Dualfokus-Objektive an. Allerdings findet der Spargedanke wenig Gegenliebe.
1983
Wie die automatische Scharfstellung geistert auch die 3-D-Fotografie immer wieder durch die Fotowelt. In diesem Jahr wird endlich ein System angeboten, das es jedem möglich machen soll, seine Umwelt in drei Dimensionen aufs Bild zu bannen. Nach ihren Erfindern heißt die neue Kamera "Nimslo". Die Bilder zeigen aber nur einen Kulissen-Effekt, keine echte 3-D-Wirkung. Dies und der hohe Preis für die Bilder sorgen dafür, daß auch dieser Anlauf. Fotos Tiefe zu verleihen, scheitert. Auch der ersten sprechenden Kamera, die ihrem Benutzer etwa ins Ohr nuschelt, daß er doch den Blitz benutzen möge, ist nicht der ganz große Erfolg beschieden. Und so bleibt die Minolta AF-Sv ohne weitere Folgen für den Fotomarkt. Anders die Nikon FA, deren Mehrfeld-Belichtungsmessung Schule macht sie ist heute bereits gang und gäbe. Auch eine andere Neuheit bleibt nicht auf die Geräte eines Herstellers beschränkt. Der Braun Paximat-Multimag ist der erste Diaprojektor, der Dias sowohl aus Standard als auch aus LKM- CS- und Paximat-Magazinen in den Strahlengang der Projektionslampe transportiert.
1984
Die Idee von Sigma, eine eigene SLR-Kamera mit eigenen Zoom-Objektiven in verschiedenen Sets anzubieten, ist nicht schlecht. Viele Hobbyfotografen möchten ihre Ausrüstung gern aus einer Hand. Aber während sie nichts dabei finden, ihre Objektive vom Hersteller ihrer Kamera zu kaufen, scheuen sich viele, eine Kamera vom Produzenten der Objektive zu kaufen. So wird die Sigma sa-1 Zoom-Man kein Erfolg. Anders die Canon T70: Sie ist mit einem eingebauten Winder versehen, bietet einen großen LCD-Monitor, die vertrauten Einstellräder sind durch Tipp-Tasten ersetzt worden. Nach langer Pause bringt Leitz eine neue Meßsucherkamera auf den Markt. Wie die M5 ist auch die neue M6 mit einem eingebauten Belichtungsmesser versehen, anders als jene ist sie aber nicht größer als eine M4-2 oder M4-P.
1985
Schon seit einiger Zeit gibt es DX-codierte Filmpatronen mit ihrem typischen silber-schwarzen Muster. Die erste Kamera. die davon die Filmempfindlichkeit abliest und automatisch einstellt, ist die Konica TC, die aber schon bald keine große Rolle mehr spielt. Mit der Minolta 7000 hat die automatische Scharfstellung auf dem Gebiet der Kleinbild-SLR-Kameras ihren großen Durchbruch. Das AF-System der kantigen Kamera arbeitet auf der Basis des Kontrastvergleiche und kann bei langen Brennweiten und großen Anfangsöffnungen überzeugen. Minolta bringt die 7000 zusammen mit Objektiven und Blitzgerät auf den Markt, so daß der Käufer mit dieser Kamera "richtig fotografieren" kann. Canon zeigt mit der T80 vorerst nur, daß man das Thema "Autofokus" im Auge hat, überläßt das Feld aber zunächst Minolta. Allerdings weist die ungeliebte Canon T80 in zweifacher Hinsicht auf die EOS-Modelle hin: Der AF-Motor hat seinen Platz nicht in der Kamera, sondern in jedem Objektiv (drei werden, noch mit FD-Anschluß, für die T80 angeboten), und die Belichtungssteuerung erfolgt über Motiv-Programme.
1986
Mit der T90 erreicht die Fertigung manuell zu fokussierender Kameras bei Canon einen Höhepunkt - und wohl gleichzeitig einen Schlußpunkt. Das Gehäuse der T90, vom Allround-Designers Colani geprägt, setzt Maßstäbe, die Technik innen umfaßt außer Autofokus und Mehrfeldmessung alles, was mach- und brauchbar ist. Obwohl sogar Profis die Canon T90 schätzen lernen, hält sich der Verkaufserfolg in Grenzen. Während die T90 also nicht die erwartete Antwort Canons auf die Minolta 7000 ist, präsentiert Nikon die AF-Spiegelreflex F-501. Die neueste Technik konnte von den Ingenieuren integriert werden ohne daß das Bajonett hätte geändert werden müssen. Mit der OM-707 setzt auch Olympus auf die automatische Scharfstellung, ohne indes an die Erfolge einer OM-1 oder OM-2 anknüpfen zu können. Dafür weist die OM-707 auf andere Weise in die Zukunft: Sie bietet einen eingebauten Blitz, der bislang den Kompakten vorbehalten war. Zur photokina '86 stellt reflecta einen Überblendprojektor vor, der mit einem Langmagazin auskommt Doch der reflecta Vision bleibt zunächst Vision, denn das aufwendige mechanische Innenleben widersetzt sich der Serienfertigung.
1987
Mit den EOS-Modellen 650 und 620 startet Canon vehement in das Autofokus-Zeitalter und sorgt gleich von Anfang an durch die merkwürdigen Bezeichnungen für etwas Verwirrung. Aber sie kann dem Erfolg der AF-Spiegelreflexkameras von Canon keinen Abbruch tun. ebensowenig wie die Tatsache, daß das Bajonett der neuen FF-Objektive mit den eingebauten Fokussiermotoren nicht mit dem FD-Bajonett kompatibel ist Pentax, erst spät als Hersteller von Kompaktkameras hervorgetreten, landet mit der Pentax Zoom-70 einen großen Erfolg. Die erste Sucherkamera mit Zoom zeigt, daß der Ausstattungsvorsprung der Spiegelreflexmodelle deutlich schrumpft. Daß Stative wichtig sind, wissen alle Fotografen. Cullmann bringt das "magic" auf den Markt, ein Ministativ, das sich flach zusammengelegen läßt.
1988
Schon seit Jahren hält der Siegeszug der Kompaktkameras an. Farbig oder schwarz mit ein, zwei oder vielen Brennweiten, mit Motor oder Rändelrad, mit Autofokus oder Fixfokus - alle Varianten sind zu haben. An diesen Erfolg sollen auch die Kameras anschließen, die sich zwar ähneln, für die es aber keinen einheitlichen Namen gibt: die "Bridge"-oder auch "All-in-One"-Kameras. Apparate wie die Chinon Genesis oder die Ricoh Mirai bieten zwar viel, haben es aber schwer, die Käufer zu gewinnen. Nikon bringt ein neues Top-Modell - die Nikon F4. Nun schlägt auch für Profi-Fotografen die Stunde des Autofokus, obwohl das Nikon-Bajonett es ihnen leicht macht, ihre alten Nikkore weiter zu verwenden. Ein Schnellschalthebel fehlt zwar, aber der Motor kann auf ganz leise gestellt werden. Sozusagen von Natur aus leise ist die Leica R6, die auch sonst ganz das Gegenteil der Nikon F4 ist. Setzt man dort auf High-Tech, besinnt man sich hier auf die Urgründe der Fotografie. Mechanik ist Trumpf, und nur der eingebaute Belichtungsmesser ist ein Zugeständnis an die modernen Zeiten. Kodak bringt ein extremes Farbnegativfilm-Paar heraus. Der Ektar 25 ist auf der unteren Sprosse der Empfindlichkeitsleiter angesiedelt, der Ektar 1000 ganz weit oben. Eine neue Technik bringt in beiden Fällen ein Höchstmaß an Feinkörnigkeit und Schärfe.
1989
Nach Nikon bringt auch Canon mit der EOS-1 eine Profikamera heraus, die dem Benutzer das Fokussieren abnimmt. Doch nicht nur die Automatiken oder der schnelle Motor machen diese Kamera für Profis interessant, sondern auch das große Einstellrad auf der Rückwand. Leica gibt die Zurückhaltung in Sachen Kompaktkameras auf. Die Leica AF-C1 basiert zwar auf einer Minolta, soll aber auch weniger betuchten Fotografen bereits das Leica-Feeling vermitteln. Ganz andere Ansprüche stellen die Verwender der Einweg-Papp-Kameras. Die kleinen Geräte gelangen in die Schußlinie, weil sie nach Gebrauch weggeworfen werden, was der Umwelt nicht zugute kommt. Es stellt sich aber heraus, daß viele Teile wiederverwendet werden können, und so werden die Minis sicher ihren Weg machen.
1990
Die Übernahme der Fotografie durch die elektronischen Medien hat noch nicht stattgefunden. Zwar gibt es viele Still-Video-Kameras - die Canon ION sogar in PAL-Version in deutschen Läden -, aber die Kameras für Silberfilme sind von dieser Konkurrenz nicht zu schlagen. Die Zukunft scheint in einem Nebeneinander zu liegen wie Kodak und Phillips mit einer Bild-Disc und einem Abspielgerät auf der photokina zeigen. Bilder, die mit einem normalen Film aufgenommen wurden, werden auf der Disc gespeichert und können elektronisch weiterver- und bearbeitet werden. Zwei Beispiele, die zeigen. was alles im guten alten Silberfilm steckt, kommen von Fuji: Velvia und Reala, die Höchstleistungen an Schärfe, Feinkörnigkeit und Farbigkeit bringen. Die Contax RTS III, schon seit über einem Jahr im Gespräch, soll beste Ergebnisse mit den neuen Filmen gewährleisten. Eine Ansaugvorrichtung läßt den Film bei der Belichtung absolut plan liegen, was auch bei offener Blende Schärfe bis in die Bildecken bringt.
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