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Artikel

1997

Test & Technik

Nikon F 601 und F 601 M Normtest

Zweigleisig

Nikons Produktpolitik, die darauf setzt, bei aller Innovationsfreude an Bewährtem festzuhalten, wird in der Vorstellung der Schwestermodelle Nikon F 601 und F 601 M besonders deutlich. Normtest hat untersucht, was die Kameras zu leisten vermögen.

Die Fotowelt ist spätestens seit der Einführung der Minolta 7000, der ersten praxisgerechten Autofokus-Spiegelreflexkamera überhaupt, in zwei Lager geteilt. Die einen, die in der automatischen Scharfstellung eine sinnvolle Hilfe sehen, und die anderen, die nach wie vor auf manuelle Entfernungseinstellung schwören. Nikon bedient von allen Herstellern nach wie vor beide Linien am engagiertesten. Man fährt zweigleisig.
Beide Objektiv-Linien, ob AF oder Non-AF, passen an beide Kamerasysteme. Beide Kameralinien werden mit neuen Modellen fortgeführt. Mit den Nikon F 601 und Nikon F 601 M brachte Nikon zum ersten Mal zwei weitgehend baugleiche Schwestermodelle, eines mit automatischer Scharfstellung und eines ohne Autofokus, auf den Markt. Normtest hat beide Kameras geprüft. Allerdings darf der Test nicht als Gegenüberstellung der beiden Systeme betrachtet werden, da Normtest die geprüften Kriterien bei AF- und Non-AF-Kameras unterschiedlich gewichtet. So fließt die Wertung der Belichtungsfunktionen bei den Non-AF-Kameras mit 70 Prozent in die Gesamtwertung ein, während bei den AF-Kameras Autofokus- und Belichtungsfunktion zusammen im Verhältnis von 30:40 diesen Prozentsatz ausmachen. Die Gewichtung der Kriterien Handhabung, Grundausstattung und Stromversorgung ist bei beiden Kameratypen gleich.
Nahezu perfekt verlaufen die Kurven bei den Tests der Belichtungssteuerungen beider Kameras. Weder bei langen noch bei kurzen Zeiten treten Abweichungen über 1/6 Sekunde auf. Besonders bei Zeit- und Programmautomatik nähern sie sich der Nullachse. Minimale Differenzen zwischen beiden Kameras treten nur bei der Blendenautomatik auf, wo die F 601 M vor allen bei niedrigen Lichtwerten etwas zur knapperen Belichtung tendiert. Die Kurve der F 601 scheint hier stärker um den Nullwert verschoben zu sein. Sie erreicht daher nirgends eine Abweichung von 1/6 Blende. Beim Vergleich der Belichtungsfunktionen muß bedacht werden, daß manche Funktionen auch bei der F 601 M kurioserweise nur mit den neuen AF- oder P-Objektiven realisierbar sind. Das erklärt sich daraus, daß nur diese Objektive über den integrierten Computerchip verfügen, der die Kamera-Automatik mit den erforderlichen Informationen versorgt. Das hat zur Folge, daß bei der Nikon F 601 die Matrix-Belichtungsmessung nur mit den AF- beziehungsweise AIP-Objektiven zur Verfügung steht. Auf die Spotmessung, wie sie die F 601 ebenfalls bietet, muß der F-601-M-Fotograf leider ganz verzichten.
Der AF-Sensor der Nikon F 601 arbeitet selbst bei schlechter Beleuchtung bis Lichtwert -1 EV noch exakt. Allerdings haben die Normtest-Messungen ergeben, daß die Kamera bei so knappem Licht deutlich mehr Zeit zur Einstellung braucht als bei guter Motivbeleuchtung. Doch auch diese Unterschiede bewegen sich im Bereich von nicht einmal 3/10 Sekunden. Bei ausreichendem Licht liegen die AF-Einstellgewindigkeiten deutlich unter einer halben Sekunde. Normtest mißt hier die Zeit vom Antippen des Auslösers bis zur erfolgten Scharfstellung. Die hohe Autofokus-Geschwindigkeit wird laut Aussage von Nikon durch eine Verbesserung der Steuersoftware, nicht durch Verbesserungen im Antriebssystem erreicht.
Die Handhabung von Nikon F 601 und F 601 M ist durch die Doppelbelegung bestimmter Tasten in Kombination mit anderen etwas gewöhnungsbedürftig. Die meisten Einstellungen erfolgen mit dem zentralen Einstellrad an der Oberseite nach dem Drücken oder während des Drucks auf eine der entsprechenden Funktionstasten. Alle wichtigen Funktionen werden auf dem Datenmonitor und im Sucher angezeigt. Der LCD-Monitor für die Vielfalt der Anzeigen hatte etwas größer ausfallen können. Das Filmeinlegen bereitet bei beiden Kameras durch automatische Einfädelung und Transport bis zum ersten Bild keine Probleme. Auch die Rückspulung erfolgt automatisch. Für Serienaufnahmen hat der Fotograf die Wahl zwischen zwei Geschwindigkeiten, sie können mit einer Frequenz von 2 oder 1,2 Bildern pro Sekunde erfolgen.
In der Grundausstattung gewinnt die Nikon F 601 gegenüber ihrer Schwester Punkte, da sie über einen eingebauten Blitz verfügt. Beide Kameras verzichten leider auf eine Taste für die Kontrolle der Schärfentiefe und einen Kabelblitzanschluß. Statt dessen wurde in den Auslöser ein Gewinde für den Anschluß eines Drahtauslösers integriert. Eine elektronische, drahtlose Fernauslösung der Kameras ist deswegen nicht möglich. Anstelle eines Drahtauslösers läßt sich auch bequem der Selbstauslöser verwenden, der die freie Wahl der Vorlaufzeiten im Bereich von 2 bis 30 Sekunden ermöglicht. Für Fotos mit Selbstauslöser muß das Sucherokular mit einer Schutzkappe abgedeckt werden, um Verfälschungen der Belichtungsmessung zu verhindern. Auf auswechselbare Sucherscheiben wurde bei beiden Kameras verzichtet. Die Filmempfindlichkeit läßt sich automatisch über DX-Erkennung oder manuell einsteuern.
Die Material- und Verarbeitungsqualität lassen kaum Wünsche offen. Wie die meisten modernen Kameras wurden auch für die beiden neuen Nikons leider ausschließlich die teuren Lithium-Blöcke für die Stromversorgung verwendet. Die Nikon F 601 M sieht aufgrund der fehlenden AF-Steuerung und des Blitzgerätes im Verbrauch natürlich sehr viel besser aus als die F 601, die nur etwa zwanzig (Nikon-Angabe: sechzehn) 36er Filme bei 50 Prozent Blitzeinsatz pro Satz frischer Batterien schafft. Obwohl die Nikon F 601 unter den Non-AF-Kameras einen guten Platz belegt, sieht sie neben der F 601 M trotz höherer Punktzahl durch die unterschiedliche Gewichtung der Belichtungsfunktionen nicht besonders gut aus. Vorzüge wie die Matrix-Messung sind nur mit AF- oder AIP-Objektiven möglich. Spotmessung und integriertes Blitzgerät fehlen. Wenn aber AF-Objektive verwendet werden, dann doch bitte an einer AF-Kamera, die auch eventuell vorhandene Non-AF-Objektive in den gleichen Funktionen wie die F 601 M einsetzen kann und zusätzlich ein Blitzgerät besitzt.

Nikon F-601

PLUS

Eingebauter Blitz

AF bis -1 EV

Automatische Belichtungsreihen

MINUS

Kleiner Datenmonitor

Fernauslösung nur mit Drahtauslöser

Zum Teil kleine Einstelltasten

Nikon F-601 M

PLUS

Geringer Stromverbrauch

Geringes Gewicht

Automatische Belichtungsreihen

MINUS

Bestimmte Funktionen nur mit AF- oder AI-P-Objektiven

Kein integriertes Blitzgerät

Keine Spotmessung

Gesamtwertung

NaN

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