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1997

Beratung

Kameraklassiker von morgen: Olympus OM-1 und OM-2

Die neue OM-1 setzte Maßstäbe für Präzision und Miniaturisierung und begründete ein neues Kamerasystem, das drei Jahre später durch die OM-2 seine Abrundung erfuhr.

Yoshihisa Maitani, seines Zeichens Olympus-Chefkonstrukteur, fühlte sich schon immer herausgefordert, Kameras möglichst klein und handlich und mit einem Höchstmaß an Präzision zu bauen. Der größte Wurf gelang dem begnadeten Konstrukteur allerdings kapp ein Jahrzehnt später mit den Olympus-Modellen OM-1 und OM-2. Als die OM-1 zur photokina 1972 vorgestellt wurde, nahm das Publikum sie begeistert auf. Die Kamera verfügt trotz ihrer kompakten Augenmaße über eine Spiegelarretierung und über ein Sucherbild, das annähernd 100 Prozent des Bildfeldes zeigt. Der Fotograf nimmt den Belichtungsabgleich über ein kreuzgekuppeltes Nachführzeigersystem vor und kann wahlweise Blende oder Zeit vorgeben. Geradezu professionelle Ansprüche erfüllt das Zubehör der OM-1. Wechselbare Einstellscheiben, austauschbare Rückwände und ein Motordrive, der fünf Bilder pro Sekunde schnell ist, machten die Olympus besonders vielseitig.

OM-2: Echtzeit-System

Die OM-1 gehört zu den wenigen Kameras, deren Funktion abgesehen von der Belichtungsmessung - unabhängig von einer Batterie ist. Gewöhnungsbedürftig ist nur die Lage der Einstellelemente. Der vermeintliche Verschlußzeitenknopf auf der Kameraoberseite entpuppt sich als Einstellrad für die Filmempfindlichkeit, die Verschlußzeiten von 1/000 Sekunde bis zu einer Sekunde werden mit dem Ring am Objektivbajonett gewählt. Außerdem befindet sich der Blendenring vorn am Objektiv; er wird deshalb beim Fokussieren leicht mitverstellt.
Drei Jahre später bekam die OM-1 ein interessantes Schwestermodell zur Seite gestellt, das den zeitgemäßen Fortschritt durch eine elektronische Verschlußsteuerung repräsentierte. Mehr noch: Die Olympus OM-2 wartete als erste Kamera der Welt mit dem sogenannten autodynamischen Meßsystem auf. Bei diesem Echtzeit-System wird die Verschlußzeit in der Position Zeitautomatik noch nach dem Hochklappen des Spiegels korrigiert. Ein aus 10000 Belichtungssituationen errechnetes Muster auf dem ersten Verschlußvorhang dient dabei als Reflexionsfläche. In der Praxis heißt "autodynamisch" speicherlos. Selbst wenn sich die Lichtverhältnisse noch während der Aufnahme verändern, berücksichtigt die Belichtungsautomatik der OM-2 dies. Die Zeitautomatik der OM-2 realisiert einen Verschlußzeitenbereich von 1/1000 Sekunde bis zu vollen 120 Sekunden.
Die Blitzlichtmessung durch das Objektiv nahm die OM-2 bereits vor fünfzehn Jahren vorweg. Bemerkenswert ist die Artverwandtschaft von OM-1 und OM-2. Obwohl sie im Innenleben differieren, sieht man es ihnen von außen nicht an.

Spiegelarretierung bei der OM-1

Für die sogenannte passive Mikrofotografie ist die Spiegelarretierung der OM-1 über das Olympus-Endoskopie-System von großer Bedeutung. Aufgrund der großen Nachfrage wissenschaftlicher Institute hat Olympus inzwischen ein paar Tausend neue OM-1 aufgelegt, von denen sich offensichtlich größere Mengen in den Fotohandel verirrt haben, denn dort taucht sie zur Zeit neu und originalverpackt zu Gehäusepreisen von etwa 600 DM wieder auf. Beim Gebrauchtkauf der beiden Olympus-Modelle sollte man auf die jüngeren N-Modelle mit Sucherschuh und Blitzbereitschaftsanzeige achten, gerade im Falle der OM-2, die dann über eine ausgereifte Elektronik verfügt. Sehr gut erhaltene OM-1-Gehäuse kosten etwa 450 DM, für die OM-2 müssen 200 DM mehr bezahlt werden. Trotz oder gerade wegen der neu aufgetauchten OM-1-Kameras sind die ersten beiden OM-Modelle sehr begehrt. Die Preise werden daher schon in naher Zukunft anziehen.

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