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Artikel
1997
Beratung
Interessante Außenseiter: Olympus OM-4 Ti
Die Größte unter den Kleinen
Die Olympus OM-4 Ti black markiert den vorläufigen Höhepunkt der legendären OM-Kamerareihe. Gleichzeitig ist sie der letzte Vertreter dieses interessanten Kamerasystems. Die Olympus-Modellpolitik, die verstärkt auf die sogenannten All-in-One-Kameras setzt, läßt um die Zukunft dieser Kamera fürchten. Noch aber gibt es die OM-4 Ti.
In den siebziger Jahren galt Olympus mit den Kameras OM-1 und OM-2 als Geheimtip für alle, die eine überzeugende, kompaktere Alternative zu Nikon, Canon, Pentax oder Minolta suchten. Aus dem einstigen Außenseiter wurde eine große Bewegung. Die Kameras OM-1 und OM-2 hatten vieles, was andere nicht hatten. Ein extrem kompaktes Gehäuse, das ihnen zeitweilig den Superlativ "die kleinsten Spiegelreflexkameras der Welt" eintrug, eine samtweiche Auslösung sowie eine enorme Zubehör- und Objektivpalette. Leider fürchten viele Olympus-Fotografen um den Fortbestand des Zuiko-Systems, weil die Zahl der OM-Kameras und der OM-Objektive in den letzten Jahren stetig schrumpfte. Heute hält nur noch die schwarze OM-4 Ti die Fahne des bemerkenswerten OM-Systems hoch.
Die OM-4 Ti erschien 1986 als titanverzierte Weiterentwicklung der OM-4. Im Gegensatz zu den als weniger hochwertig ausgewiesenen OM-Kameras mit zweistelliger Typenbezeichnung setzt die OM-4 Ti nahtlos die renommierte OM-Tradition fort, die 1972 mit der OM-1 begann und die 1975 mit der elektronisch gesteuerten OM-2 in die jetzige Richtung wies.
Das Glaubensbekenntnis der OM-Technologie liegt im autodynamischen Meßsystem. Erst, nachdem der Spiegel bei der Auslösung hochgeklappt ist, wird die Belichtung gemessen: bei kurzen Verschlußzeiten auf den ersten Verschlußvorhang, bei längeren Werten direkt auf den Film. So kann das Meßsystem noch blitzschnell auf Lichtveränderungen während der Aufnahme reagieren. Außerdem kann bei dieser Methode kein Fremdlicht durch das Sucherokular einfallen und die Meßwerte verfälschen. Diese Zeitautomatik mit Direktmessung auf der Filmebene verfügt über einen ungewöhnlich großen Arbeitsbereich, der sich von der vollen Minute bis zur 1/2000 Sekunde erstreckt. Erstaunlicherweise werden diese Werte von einem Tuchschlitzverschluß realisiert.
Das Meßsystem zeigt sich zeitgemäß variabel, denn neben der mittenbetonten Integralmessung offeriert die OM-4 Ti auch die Spotmessung und die Multispotmessung. Bei letzterer errechnet die Kamera aus maximal acht einzelnen Spots den Mittelwert für die richtige Belichtung bei schwierigen Lichtverhältnissen mit hohem Kontrastumfang. Ergänzt wird diese präzise Art der Belichtungsmessung durch die Korrekturmöglichkeiten, die sich durch die Meßwertspeicherung und die Highlight- sowie Shadow-Funktion ergeben. Diese Funktionen machen sich die alte Rezeptur zunutze, wonach bei lichtuberfluteten Motiven für eine rein weiße Wiedergabe reichlicher, bei einem dunklen Motiv für rein schwarze Konturen knapper belichtet werden muß.
Billig ist das Olympus-Flaggschiff nicht, aber außergewöhnlich. Ein größerer Verkaufserfolg ist der OM-4 Ti zu wünschen, damit sie noch lange das Olympus-Programm anführt.
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