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Artikel

1997

COLOR FOTO SPEZIAL AUTOFOKUS

Autofokus-Meilensteine

Generationswechsel

Betrachtet man eine Minolta Dynax 7xi neben einer Minolta 7000, so scheinen Jahrzehnte zwischen beiden Kameras zu liegen. In Wirklichkeit sind es gerade sechs Jahre und ein paar Monate. Was hat sich im Hinblick auf den Autofokus in dieser Zeit getan?

Als man die Entfernung vor jeder Aufnahme schätzen mußte, da war die Einführung der Mattscheibe ein Riesenfortschritt. Endlich konnte man vor der Aufnahme sehen, ob richtig scharfgestellt war.
Als die Mattscheibe Standard war, freuten die Fotografen sich über Schnittbildkeile und Mikroprismenringe. Endlich gab es etwas, das einem die Scharfstellung bestätigte.
Als Schnittbildkeile und Mikroprismen den Stand der Technik markierten, war Autofokus die Erlösung. Endlich keine Probleme mehr mit abdunkelnden Keilen und schwarzen Mikroprismen bei lichtschwachen Objektiven, keine Probleme mehr mit Sehfehlern, die trotz der Einstellhilfen zu unscharfen Bildern führten. Als die Schärfenautomatik sich durchsetzte, stellte man aber schnell fest, daß deren "Zielerfassung" doch noch nicht das Gelbe vom Ei war.

Die erste Generation

Da mußte ein kleines Meßfeld auf das Motivteil gerichtet werden, das scharf abgebildet werden sollte. Da sprach die Schärfenautomatik nicht an, weil es zu dunkel war oder weil sie mit den waagerechten Strukturen im Meßfeld nicht zurechtkam. Und schon ging die Entwicklung weiter. Kameras wie die Minolta 7000, Nikon F-501 AF, Olympus OM 707, Canon EOS 620/650, Yashica 230 AF, Pentax SFX oder Chinon CP-9 AF wiesen jeweils ein kleines AF-Meßfeld auf. Das hatte den Vorteil, daß man die Schärfe exakt auf den Punkt legen konnte, auf den es ankam, und den Nachteil, daß man sehr genau zielen mußte - was oft daneben ging. Je nach Kamera und Einstellung der AF-Betriebsart blockierte dann der Auslöser, oder man bekam trotz Autofokus ein unscharfes Bild. Hinzu kam, daß die ersten AF-Systeme mit waagerechte Linien nichts anfangen konnten (zumindest beim Querformat). Die Sensorzeilen mit ihren nebeneinander aufgereihten CCD-Zellen waren waagerecht ausgerichtet.
Eine untere Ansprechgrenze von LW 1 war zwar schon recht gut, aber nicht alle Autofokus-Kameras der ersten Generation brachten es soweit. Vor allem waren nicht alle Fotografen mit diesem Grenzwert zufrieden.
Die Umsetzung der automatischen Schärfemessung erfolgte entweder mit Schärfepriorität oder Schärfenachführung. Schärfepriorität heißt nichts anderes, als daß die Scharfstellung durch den Druck auf den Auslöser gestartet und die eingestellte Schärfe bis zum Auslösen gespeichert wird. Sollte jedoch die Scharfstellung, aus welchem Grund auch immer, nicht möglich sein, ist der Auslöser gesperrt. Das gilt für unbewegliche ebenso wie für bewegte Motive. Schärfenachführung heißt, daß man den Auslöser antippt und daß der Autofokus bis zum Auslösen auf jede Veränderung im Meßfeld reagiert. Ob der Fotograf nun mit der Kamera seine Umwelt auf fotogene Motive hin abtastet oder ob er ein Motiv, das sich bewegt, im Meßfeld hält immer wird der Autofokus die Schärfe nachstellen, so schnell es geht.

Die zweite Generation

Mit der zweiten Generation lösten die Konstrukteure zunächst einmal das Problem mit den horizontalen Linien im Motiv auf unterschiedliche Weise.
Bei Nikon setzte man erstmals bei der F-401 auf Sensorzeilen mit leicht schräg sitzenden CCD-Zellen. Minolta baute bei der Dynax 7000i auf drei Meßzellen, die zu einer großen zusammengeschaltet wurden. Die beiden äußeren Zellen besaßen senkrecht angeordnete Sensoren und sprachen so auf waagerechte Linien an, während die Sensoren des mittleren Meßfelds - das auch solo verwendet werden konnte - weiterhin auf senkrechte Linien im Motiv angewiesen waren, um Schärfe und Unschärfe zu erkennen. Canon verband in der EOS-1 vertikal und horizontal angeordnete Sensorzeilen zu einem kreuzförmigen Sensor. Jedoch waren lichtstarke Objektive (ab 1:2,8) notwendig, damit vertikale Strukturen im Motiv zur automatischen Scharfstellung herangezogen werden konnten.
Ein weiterer Fortschritt der zweiten Generation: Die Lichtempfindlichkeit des Autofokussystems wurde gesteigert, und die automatische Scharfstellung war bereits ab LW 0, teilweise sogar ab LW -1 möglich.
Und noch etwas kam in der zweiten Generation der AF-Kameras erstmals zum Einsatz: der Prädiktionsautofokus. Minolta präsentierte ihn erstmals in der Dynax 7000i, die auch automatisch von Schärfepriorität auf Schärfenachführung umschaltete, sobald das Motiv als in Bewegung befindlich erkannt wurde. Canon bot Prädiktionsautofokus ab der EOS 600 (die jedoch nur ein Meßfeld aufwies), Nikon ab dem Modell F-401.
Was bedeutet Prädiktionsautofokus? Ganz einfach: Wenn das Motiv sich bewegt, bewegt es sich auch in jener kurzen Zeitspanne, die zwischen der Scharfstellung und der eigentlichen Aufnahme vergeht. (In dieser Zeit klappt zum Beispiel der Spiegel hoch und schließt sich die Blende im Objektiv.) Wenn die Aufnahme mit einem abgeblendeten Weitwinkel erfolgt, stört diese Bewegung während eines Sekundenbruchteils nicht, denn das Motiv bleibt auf jeden Fall innerhalb der Schärfenzone. Anders, wenn die Aufnahme mit einem lichtstarken Tele bei ganz offener Blende und aus einer geringen Entfernung gemacht wird. Dann kann das Objekt in diesem kurzen Moment aus der Schärfe laufen. Der Prädiktionsautofokus berechnet nun, wie weit sich das Motiv im besagten kurzen Moment bewegt und stellt das Objektiv auf den Punkt scharf, in dem das Motiv bei der Aufnahme sein wird. Bei den ersten Prädiktionssystemen funktionierte das nur bei Motiven, die sich auf die Kamera zu bewegten. 
Die dritte Generation der AF-Kameras wurde mit der Canon EOS 10 aus der Taufe gehoben. Diese Kamera hat einen kreuzförmigen Sensor zu bieten, wie er bereits aus der Canon EOS-1 bekannt ist.

Die dritte Generation

Bei der EOS 10 werden jedoch schon bei normalen Lichtstärken horizontale Linien erkannt. Hinzu kommen zwei weitere Meßfelder mit senkrecht angeordneten Sensoren rechts und links. Anders als bei der Minolta Dynax 7000i werden die Sensoren jedoch nicht in einem großen Meßfeld vereint. Statt dessen kann der Fotograf jedes der drei Meßfelder aktivieren und er kann sich sogar in dieser Hinsicht auf Wunsch einer Automatik anvertrauen. Diese hat damit die Möglichkeit, bewegte Motive durch Wechsel der Meßfelder zu verfolgen.
Auch die Minolta Dynax 7xi ist eine AF-Kamera der dritten Generation. Sie weist ebenfalls mehrere AF-Meßfelder auf, zwei mit vertikal ausgerichteten, zwei mit horizontal ausgerichteten Sensoren. Jedes Meßfeld kann vom Fotografen gesondert angewählt werden. Bei Hochformataufnahmen schaltet die Kamera automatisch jenes Meßfeld aus, das sich bei Querformataufnahmen in der oberen Bildhälfte befindet.
Die Dynax 7xi ist auch in einer weiteren Hinsicht eine AF-Kamera der dritten Generation: Ihr Prädiktionsautofokus arbeitet nicht nur bei Bewegungen auf die Kamera zu, sondern auch bei Bewegungen von der Kamera weg, und sogar Richtungsänderungen können (in Maßen) berücksichtigt werden.

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