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Artikel

1997

Beratung

Contax T2 gegen Konica Hexar

Die neue Luxusklasse

Spätestens seit Minox 35 und Rollei 35 haben die Kompaktkameras die Niederungen der Billigmarken verlassen. Jetzt versuchen anspruchsvolle High-Tech-Kompakte, das Preissegment der Luxusklasse zu erobern. Contax T2 und Konica Hexar haben nicht nur den Preis von rund 1500 Mark gemeinsam, sondern auch viele konzeptionelle Details, die zu einem Vergleich herausfordern.

Bisher ist die Konica Hexar die originellste und technisch interessanteste Kamera-Neuheit des Jahres. Konica, Film- und Kamerahersteller, bewies schon mehrfach eine glückliche Hand bei technischen Innovationen. Die Konica C 35 AF läutete 1977 das Autofokus-Zeitalter ein; zuletzt war es die Konica A4, die den Trend der superkompakten Autofokus-Minis einleitete. Die neue Hexar verläßt die von Konica gewohnten Preisregionen. Schon ihr Äußeres vermittelt eine hohe Wertigkeit. Metall überwiegt, fast so schwarzverchromt wie bei der Leica M6, und auch sonst lehnt sich die Hexar optisch stark an das Kameravorbild aus Hessen an. Die Form der Deckkappe, das Objektiv mit integrierter, herausziehbarer Sonnenblende und die beiden Sucherfenster - all das erinnert stark an die Leica. Auch das Objektiv mit den Daten 2/35 mm findet sein exaktes Pendant in der Leica-M-Palette. Dort erfreut es sich - als klassisches Reportageobjektiv hoher Lichtstärke - bei den M6-Fotografen großer Beliebtheit.
Die Contax T2 lehnt sich stark an die Contax T an. Sie verband als erste Kamera moderne Technik mit traditionellen Stilelementen. Verglichen mit der Hexar ist die T2 deutlich zierlicher und mit einem Gewicht von rund 300 Gramm spürbare 200 Gramm leichter. Während zur Hexar ein Aufsteckblitz mitgeliefert wird, ist bei der Contax ein Blitzgerät eingebaut, welches sich auch für das Aufhellblitzen eignet. Bei Blitzbetrieb wird die Blende automatisch an die eingestellte Entfernung angepaßt. Außerdem vermeidet ein Vorblitz den berüchtigten "Rote-Augen-Effekt", wenn der Fotograf durch die entsprechende Doppelblitz-Einstellung am Blendenring des Objektivs diese Funktion aktiviert.
Trotz dieser Unterschiede herrscht in vielen Eigenschaften zwischen der T2 und der Hexar Übereinstimmung. Beide Kameras verfügen sowohl über eine Programmautomatik als auch über eine Zeitautomatik nach Blendenvorwahl. Letztere dürfte besonders den ambitionierten Fotografen ansprechen, weil er dabei mit Hilfe der Schärfentiefe die Bildgestaltung beeinflussen kann. Bei beiden Kameras läßt sich der Autofokus auch abschalten und die Entfernung manuell einstellen. Die Bedienung der Contax T2 fällt auf Anhieb leichter. Den Contax-Konstrukteuren gelang es, mit einem Minimum von Einstellelementen auszukommen.
Die Wahl von Blende, Blitzfunktion und Programmautomatik erfolgt am Objektiveinstellring. Der griffige Drehknopf auf der Kameraoberseite schaltet die Kamera ein und aus und dient als Fokussierring für die manuelle Entfernungseinstellung. Ein leichter Druck auf den Auslöser schaltet den Autofokusspeicher und den Meßwertspeicher ein - zwei Funktionen, die sinnvollerweise immer zusammenwirken. Bei sehr kontrastreichen Motiven kann per Meßwertspeicher auch eine Ersatzmessung eines nomlalgrauen Objekts vorgenommen werden, um die richtige Belichtung zu gewährleisten. Die Konica Hexar kann dagegen mit ein Spotmessung aufwarten; eine Meßwertspeicherung gibt es daher nicht.
Bei der Hexar ist die Bedienung komplizierter. Der Fotograf wählt zunächst über einen Hauptschalter die Grundfunktionen der Kamera wie Zeitautomatik, Programmautomatik und manuelle Belichtungseinstellung. Diese ist bei der Contax nicht möglich. Bei der Zeitautomatik der Hexar wählt man die Blende mit dem markanten chromfarbenen Einstellrad auf der Kameraoberseite vor. Ein zentrales Display informiert hier über alle wichtigen Kameraeinstellungen und -funktionen. Bei der Hexar ist man stets genau über die Einstellung von Verschlußzeit und Blende informiert. Die Contax signalisiert die von der Kamera gewählte Verschlußzeit über eine Leuchtdiodenanzeige im Sucher. Es leuchten nur die Zahlen 500, 125 und 30 auf, die "Zwischenwerte" wie 1/60 oder 1/250 Sekunde werden durch das Aufleuchten von zwei Zahlen gebildet.

Die Hexar flüstert

Die Konica ist in diesem Punkt genauer: Mit Hilfe von sechs kleineren Schaltern werden die seltener gebrauchten Funktionen der Hexar- wie Selbstauslöser, Rückspulung (auf Wunsch mit außerhalb der Filmpatrone verbleibendem Filmanfang) oder auch der spezielle Modus für flüsterleisen Betrieb - aktiviert. Diese Stummschaltung macht die schon im Normalbetrieb sehr leise Konica Hexar zu einer beinahe lautlosen Kamera. Allerdings bringt sie Einbußen bei der Schnelligkeit von Autofokus und Filmtransport mit sich.
Schon durch diese Aufzählung wird deutlich, daß die Konica Hexar die deutlich besser ausgestattete Kamera ist; schließlich gehört auch noch ein leistungsfähiger Aufsteckblitz zum serienmäßigen Lieferumfang. Auch er eignet sich für vollautomatischen Betrieb, läßt sich aber auch manuell für besondere kreative Effekte einsetzen.
Beide Kameras sind, bei allen Übereinstimmungen, doch von sehr unterschiedlichem Charakter. Während die ebenfalls sehr leise Contax T2 mit ihrer Beschränkung auf wirklich wichtige Kamerafunktionen den alten Kompaktkamera-Gedanken der kleinen, unkomplizierten Begleiterin mit neuem Inhalt füllt, möchte die größere Konica Hexar mit einer Fülle von technischen Finessen glänzen. Das gelingt ihr auch weitgehend, denn ihre zahlreichen Funktionen sprechen besonders die Technik-Begeisterten an. Der Autofokus der Hexar arbeitet mit nicht weniger als 290 Einstellintervallen, ein Sender und zwei Empfänger perfektionieren das altbekannte Infrarotsystem. Ihr ISO-Bereich läßt im DX-Modus (25 bis 5000 ASA) ebensowenig Wünsche offen wie manuell (6 bis 6400 ASA). Unverständlich bleibt allerdings ihre schnellste Verschlußzeit, die nur eine langsame 1/250 Sekunde ist. Dies ist in der Tat ein gravierender Schwachpunkt, den auch die vollen 30 Sekunden als anderes Extrem nicht wettmachen. Gerade beim Tageslichtblitzen mit einer Zentralverschlußkamera ist die 1/500 Sekunde schon längst Standard. Der Verschlußzeitenbereich der Contax T2 reicht von 1/500 Sekunde bis zur vollen Sekunde, ist damit nicht aufregend, aber voll ausreichend.
Das Objektiv bestimmt letztlich die Güte einer Kamera, das ist bei Contax und Konica nicht anders. In der Theorie hat die Hexar abermals die Nase vorn. Das um eine Blendenstufe lichtstärkere Hexar-Objektiv 2/35 mm ist mit sieben Linsen in sechs Gruppen aufwendiger konstruiert als das Sonnar 2,8/38 mm der Contax, das nur fünf Linsen in vier Gruppen aufweist. In der Praxis verwischen diese Unterschiede aber zusehends. Abgesehen von der höheren Lichtstärke und einer um zehn Zentimeter kürzeren Einstellentfernung (60 statt 70 Zentimeter) bietet das Hexar-Objektiv bei Vergleichsaufnahmen keine Vorteile in Kontrast und Schärfe. Das bei längerer Brennweite erheblich kompaktere Sonnar kann sich erstaunlich gut behaupten.
Beide Kameras sind übrigens nicht zuletzt aufgrund der jeweils sehr feinfühligen Belichtungskorrektur-Möglichkeit voll Diafilm-tauglich - eine Eigenschaft, die bei Kompaktkameras nicht selbstverständlich ist.
Keine Frage, die Konica Hexar bietet mehr Kamera fürs Geld, nicht nur bei Gewicht und Volumen. Ihre Technik ist wesentlich ausgefeilter als die eher schlichte der Contax T2 - an Ausstattungsmerkmalen mangelt es der Hexar nicht. Die Contax besticht gerade durch ihre Schlichtheit und ihre Zierlichkeit. Beides macht sie zur idealen Zweitkamera, deren Stärke vor allem in einer sehr guten Bildqualität liegt. Objektiv gesehen landet diese sympathische Kamera auf Platz zwei.

VORZÜGE UND NACHTEILE 

Contax T2 

+ sehr gute Bildqualität 

+ handlich und kompakt 

+ leichte Bedienung 

- keine Spotmessung 

Konica Hexer

+ sehr gute Bildqualität 

+ sehr gute Ausstattung 

+ Spotmessung 

+ sehr leiser Betrieb 

- durch kleine Bedienungselemente und Funktionsvielfalt gewöhnungsbedürftige Handhabung 

- schnellste Verschlußzeit 1/250 Sekunde zu langsam

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