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1997

Die Leser von Color Foto haben entschieden

Seriensieg für Nikon

Die aktuelle COLOR FOTO-Leserwahl bedeutet einen großen Schritt nach vorn in der Geschichte dieser bei Fotozeitschriften einzigartigen Aktion. Eine neue, gerechtere Klasseneinteilung feierte in diesem vierten Durchgang Premiere. Die Zahl der Einzelsieger erhöht steig dadurch von sechs auf vierzehn an. Der Gesamtsieger bleibt freilich derselbe. Die meisten der knapp 9000 Teilnehmer kürten abermals die Nikon F4 zu "besten Kamera überhaupt".

Die vierte COLOR FOTO-Leserwahl der besten Kameras präsentierte sich nicht nur leicht gelifet und durch die Neuheiten des letzten Jahres auf den aktuellen Stand gebracht, sondern von Grund auf renoviert. Diese Verbesserung bedeutete deutlich mehr Aufwand für die Redaktion und vermehrte Entscheidungszwänge bei den Teilnehmern, führt aber insgesamt zu einem nach gerechteren und differenzierteren Ergebnis. Galten bislang nur die typischen Kameraeigenschaften wie Spiegelreflexprinzip oder Sucherprinzip, Autofokus oder Manual Focus als bestimmend für eine ganze Kamerakategorie, so selektierten wir das Riesenangebot des Marktes diesmal zusätzlich nach Preisklassen, um auch den Kameras eine Chance zu geben, die mit Superlativen nicht so reich gesegnet, aber erschwinglich sind.
Als Tribut an die veränderte Marktlage mit einem kaum wachsenden Spiegelreflex-Absatz, aber dafür boomenden Kompaktkamera- und Bridgekamera-Verkäufen führten wir die neue Kategorie der Bridgekameras ein, die bislang - je nach Prinzip - entweder zu den Sucherkameras oder zu den Spiegelreflexkameras gezählt wurden.

DIE BESTE KAMERA ÜBERHAUPT

Eindeutig fällt die Wahl der besten Kamera überhaupt zugunsten der Nikon F4 aus, die sich gegenüber der Contax RTS III durchsetzen kann. Die Minolta Dynax 7xi verdrängt die EOS-1 vom dritten Platz.

Nach der Neuordnung ergeben sich dreizehn Einzelkategorien plus dem Gesamtsieger aus der Sparte "Die beste Kamera überhaupt". Diese blieb gleich, und die Resultate in dieser Sparte sind deshalb mit den Ergebnissen des Vorjahres direkt vergleichbar. An der Spitze gibt es auch in diesem Jahr keine Veränderung. Zum dritten Mal hintereinander, 1989, 1990 und jetzt 1991, heißt, der absolute Favorit Nikon F4. Zwar hat seine Anziehungskraft mit 30,6 Prozent gegenüber vorher 37,7 Prozent geringfügig nachgelassen, aber die immerhin seit 1988 auf dem Markt befindliche Kamera strahlt offenbar nach Meinung unserer Leser deutlich mehr Faszination aus,
strahlt offenbar nach Meinung unserer Leser deutlich mehr Faszination aus, als es die letzten Neuheiten tun.
Dieser Reiz des qualitativ hochwertigen Superlativs in der Kleinbildkameratechnik macht auch vor den Besitzern anderer Marken unter den Wählern nicht halt. Rund ein Viertel der Olympus-Fotografen entscheiden sich - in erster Linie wohl mangels Alternative im eigenen Haus - für die Nikon F4, fast 15 Prozent aller Canon-Eigner ist eine F4 lieber als die EOS-1 aus dem eigenen Stall, und sogar knapp 25 Prozent der Minolta-Besitzer zogen die F4 der Minolta Dynax 7xi vor, die zur Zeit als das Neueste in Sachen moderner Kameraelektronik gilt. In der Redaktion war man besonders gespannt auf das Abschneiden dieser aufsehenerregenden Kamera, die ohne Zweifel als die Neuheit des Jahres 1991 bezeichnet werden muß. Sie landet auf Anhieb auf Platz drei der Besten unter den Besten - einen Stimmenanteil von 7,8 Prozent kann sie für sich verbuchen. Auch wenn viele für diese hochtechnisierte Kamera noch mehr Leserstimmen erwartet hätten, reicht es immerhin knapp (7,8 zu 7,4 Prozent) aus, um den Vorjahresdritten, die Canon EOS-1. auf den vierten Platz zu verweisen. Die EOS-1 wurde im Vorjahr noch als klare Nummer drei gehandelt und erreichte damals 8,9 Prozent der Stimmen.
Der zweite Sieger heißt auch diesmal Contax RTS III. Sie ist die einzige Manual-Focus-Kamera unter den ersten vier und beweist, daß konventionelle Technik durchaus eine Chance hat, wenn nur das Konzept stimmt. Bei der Contax RTS III heißt dies: Beschränkung auf das Wesentliche, Verzicht auf zuviel Bevormundung durch Automatikfunktionen, angereichert durch einige einzigartige Ausstattungsmerkmale. Knapp zwei Punkte Verlust gegenüber dem Vorjahr bedeuten für die RTS III trotzdem eine solide Basis an zweiter Stelle.
Weil es der Minolta Dynax 7xi aus dem Stand gelang, Platz drei zu belegen, rutscht nicht nur die EOS-1, sondern auch die Leica M6 einen Rang tiefer. Immerhin entschieden sich mit 5,7 Prozent fast genau so viele Teilnehmer für sie wie im letzten Jahr (5,8 Prozent). Diese einmalige Meßsucherkamera hat also gewissermaßen ihre Stammkundschaft, die fest auf sie abonniert zu sein scheint.
Während im Vorjahr unter den ersten acht der Allerbesten gar keine Mittelformatkamera vertreten war - erst auf Platz neun tauchte abgeschlagen die Rolleiflex 6008 auf - gibt das jetzige Ergebnis den Mittelformat-Anhängern wieder Anlaß zur Hoffnung. Erfreulicherweise landen mit der Rolleiflex 6008 (5,5 Prozent) auf Platz sechs und der Hasselblad 205 TCC (3,4 Prozent) auf dem siebten Platz gleich zwei Modelle unter den ersten acht.
Lobenswerterweise kommen viel Bewegung und frischer Wind ins Wahlergebnis der besten Kamera überhaupt. Wollte man eine Trendprognose wagen, so ließe sich feststellen. daß sich das Publikumsinteresse auf qualitativ hochwertige Kameras mit viel Image konzentriert. Dagegen kommen die Neuheiten der Mittelklasse wie Nikon F-801s oder Canon EOS 100 bei den besten Kameras überhaupt nicht unter die ersten zehn, das war im letzten Jahr noch anders.

DIE BESTE AF-KLEINBILD-SLR BIS 1000 DM

Die Canon EOS 600 wird knapp von der Nikon F-401s geschlagen und beweist zusammen mit der EOS 1000F Canons Attraktivität in der Einsteigerklasse. Die F-401s wurde inzwischen von der F-40lx abgelöst.

Aus Gründen der Gerechtigkeit haben wir das Feld der Autofokus-Spiegelreflexkameras in drei sinnvolle Preiskategorien unterteilt: die erste geht bis 1000 Mark, die zweite bis 2000 Mark und die dritte über 2000 Mark. Diese Einteilung vermeidet, daß beispielsweise eine Einsteigerkamera vom Schlage einer EOS 1000 F zusammen mit dem Flaggschiff EOS-1 in ein und derselben Kategorie miteinander konkurriert.
Auch in der 1000 Mark-Kategorie machte eine Nikon, wenn auch nur mit knappem Vorsprung. vor der Canon EOS 600 das Rennen. Die Nikon F-40ls wurde als qualifiziertestes Produkt in dieser Kategorie auserkoren. Mit einem Stimmenanteil von 22,2 Prozent hat sie einen Vorsprung von nur 1,6 Prozent gegenüber der zweitplazierten Canon 600. Viele Leser schätzen offenbar das ausgezeichnete Preis-Leistungs-Verhältnis, das die EOS 600 auch vier Jahre nach ihrem Debüt immer noch bietet, während die Vorzüge der F-401s wohl in erster Linie in ihrer Ausgewogenheit und in der soliden Verarbeitung zum Ausdruck kommen. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, daß auch in der unteren Preisklasse Prestige zählt. Inzwischen ist die Nikon F-401s von der in vielen Details verbesserten F-401x abgelöst worden. Canon wird in dieser Preisgruppe von unseren Lesern eindeutig besser beurteilt als Minolta. Während auf Platz drei mit der Canon EOS l000 F (11,0 Prozent) wieder eine Canon weit vorn liegt, belegen die Minolta-Kameras Dynax SPxi und Dynax 3xi hinter der Pentax Z-10 die Ränge fünf und sechs. Beide machen sich zwar Konkurrenz um die Gunst der Leser, aber das tun EOS 1000 F und EOS 1000 auch; letztere folgt auf Platz sieben hinter der Minolta Dynax 3xi. Das Fazit für das Wahlergebnis der Einsteigerklasse lautet also: Canon vor Minolta und ein Achtungserfolg für die Pentax Z- 10.

DIE BESTE AF-KLEINBILD-SLR BIS 2000 DM

Die in Sachen Elektronik revolutionäre Minolta Dynax 7xi schafft es nicht, die moderne Nikon F 801s vom ersten Platz zu verdrängen. Drei Canon-Kameras kämpfen hier in der Leser-Gunst um die Wette.

In der Kategorie der Autofokus-Spiegelreflexkameras bis 2000 Mark wendet sich das Blatt zugunsten von Minolta. Der neuen High-Technology-Kamera Minolta Dynax 7xi gelingt es nämlich spontan. mit 25,5 Prozent der Stimmen Platz zwei zu erobern. Auch in dieser Klasse erwies sich die Nikon-Sieger-Phalanx als zu dicht geschlossen, um ein Produkt einer anderen Kameramarke an die Spitze stürmen zu lassen.
Die F-801s liegt mit 34,6 Prozent in der Gunst unserer Leser in der Autofokus-Spiegelreflex-Mittelklasse weit vorn, was sicher an ihren spezifischen Qualitäten mit ausgeprägten Stärken in den Disziplinen Belichtungsmeßsystem und Bedienung sowie auch Verarbeitungsqualität liegt. Canon hält sich wacker mit drei Modellen unter den ersten fünf Rängen, die es zusammen immerhin auf einen Stimmenanteil von 21,5 Prozent bringen und damit der Dynax 7xi recht nahe rücken: Platz drei Canon EOS 10, Platz vier Canon EOS l00 und Platz fünf Canon EOS RT. Hier überrascht die gute Plazierung des Außenseiters EOS RT, deren revolutionär neue, leise Art der Fotografie hier ihre Würdigung durch unsere Leser findet. Weit abgeschlagen finden sich die einstigen Minolta-Zugpferde Dynax 7000i und Dynax 8000i auf den Plätzen acht und neun wieder - vorher sind noch Pentax Z-1 und Nikon F-601 AF plaziert. Die Dynax 7xi läßt ihnen offenbar keinen Raum mehr für einen guten Rang, während bei Canon erstaunlicherweise eine friedliche Koexistenz zwischen drei sehr unterschiedlichen Modellen herrscht.

DIE BESTE AF-KLEINBILD-SLR ÜBER 2000 DM

Ein einsames Duell liefern sich in der AF-Oberklasse die F4 und die EOS-1. Die Beliebtheit der F4 kennt kaum Grenzen. Sogar Canon-Besitzer wählten sie. Die EOS-1 bringt es auf ein Viertel der Stimmen.

Zu einem einsamen Zweikampf, einem Duell der besonderen Art, wurde das Gipfeltreffen zwischen der Canon EOS-1 und der Nikon F4 in der Autofokus-Spiegelreflex-Sparte über 2000 Mark. Wie schon beim Ergebnis der Wahl zur "besten Kamera überhaupt" deutlich wird, genießt die Nikon F4 immer noch einen großen Sympathievorsprung, der sich in einem enormen Punktekonto ausdrückt. Mit 74,4 Prozent erreichte die F4 in dieser Wertung die höchste Votierung in der Geschichte der Wahl der besten Kameras. Sogar 37,3 Prozent der Canon-Besitzer ziehen die Nikon F4 der Canon EOS-1 vor; umgekehrt tun dies 3,6 Prozent der Nikon-Besitzer.

DIE BESTE MF-KLEINBILD-SLR BIS 1000 DM

Für klare Verhältnisse sorgt die Nikon F-601M in dieser Kategorie. Der Abstand zur Minolta X-700, die sich achtbar schlägt, fällt gebührend aus. Auch der Pentax K 1000 gelingt ein Achtungserfolg.

Analog zur Preisklasseneinteilung bei den Autofokus-Spiegelreflexkameras verfuhr COLOR FOTO auch bei den Manual-Focus-Spiegelreflexkameras. Die untere Klasse bis zu Preisgrenze von 1000 Mark bestätigt die Nikon-Siegesserie abermals. Hier gelang es der F-601M mit 48,3 Prozent, die meisten Stimmen anzuziehen. Ein altgedientes Modell, die Minolta X-700, deren Debüt schon zehn Jahre zurückliegt, gelang es, sich vor vielen Newcomern mit 18.5 Prozent der Stimmen auf Platz zwei vorzuarbeiten möge Minolta dies als Signal verstehen, die Kamera noch lange weiterzubauen. Den dritten Rang belegt Canon mit der brandneuen EF-M, wobei 6,6 Prozent für einen deutlichen Abstand zu Minolta sorgen. An vierter Stelle folgt ebenfalls ein Methusalem der jüngeren Kamerageschichte: die Pentax K 1000 kann sich immerhin 4,8 Prozent sichern. Sogar 5,3 Prozent der Nikon-Eigner entscheiden sich für die K l000, offenbar spricht diese preiswerte Kamera qualitätsbewußte Fotografen sehr an. Auf den fünften Platz landete die Canon T60 mit 3,2 Prozent. Seit dem Produktionsende von T90 und F-1 sichert das Canon-Kuckucks-Ei von Cosina das FD-Objektiverbe.

DIE BESTE MF-KLEINBILD-SLR BIS 2000 DM

Obwohl sie inzwischen in der Grundkonzeption fünfzehn Jahre alt ist, vermag die rein mechanische Nikon FM2 auch heute noch zu überzeugen. Die 0lympus OM-4Ti schaffte einen guten zweiten Platz.

In der nächsthöheren Kategorie bis 2000 Mark sind die Manual-Focus-Kameras bereits dünn gesät. Hier werben nur insgesamt vier Kandidaten um die Gunst der Wähler. Abermals, und das zum sechsten Mal in Folge, führt eine Nikon das Feld an. Für die rein mechanische FM2 konnten sich 34,5 Prozent der an der Wahl teilnehmenden Leser erwärmen. Olympus, bisher in allen Kategorien immer recht abgeschlagen, kann hier erstmals Punkte buchen. Die respektable OM-4 Ti landet mit 27,2 Prozent auf Platz zwei. Damit liegt sie sogar vor der Contax 167 MT. die als Geheimtip in dieser Spanne gegolten hatte, es aber nur auf 23,9 Prozent bringt. Die Pentax LX bildet mit 10,3 Prozent das Schlußlicht dieser Gruppe, was weniger an den Qualitäten dieser ausgesprochen intelligent konzipierten Kamera liegen, als vielmehr aus der verhältnismäßig kleinen Pentax-Lobby unter den Wählern resultieren durfte.

DIE BESTE MF-KLEINBILD-SLR ÜBER 2000 DM

Kein Wunder, daß der zweite Sieger in der Wertung "Die beste Kamera überhaupt" in "seiner" Kategorie auf Platz eins landet. Deutlich kann sich die Contax RTS III von der Nikon F3 absetzen.

Etwas besser bestückt ist das Hochpreissegment der konventionellen Spiegelreflexkameras ohne automatische Scharfeinstellung. Doppelt so viele Kameras wie in der Klasse bis 2000 Mark treten hier an. Erwartungsgemäß stellt hier die Contax RTS III mit 41,8 Prozent der Stimmen hier den Spitzenreiter. Die Marke beendet das Nikon-Abonnement der Sieger und verweist den Nikon-Repräsentanten auf Platz zwei, und zwar mit Abstand, denn der F3 gelingt es mit 19,2 Prozent nur, die Hälfte der Contax-Stimmen zu erreichen. Markenbindung und Markentreue bedeuten nicht alles. Erfreulicherweise findet ein fortschrittlicheres Konkurrenzprodukt auch bei Besitzern aus dem anderen Lager große Zustimmung, wie der Fall Contax RTS III beweist. 41,9 Prozent der Nikon-Besitzer stimmten für die RTS III und nur 36,5 Prozent für die hauseigene F3. Dies spricht für eine bemerkenswert kritische Auffassung unter den Wählern. Auf den Rängen drei und vier folgen die Leica-Modelle R6 und R5, die zusammengenommen mit 22,6 Prozent einen fiktiven zweiten Sieger abgäben. Gerüchte um eine Produktionseinstellung, die sich letztendlich leider bewahrheiteten, ließen das Interesse an der Canon F-1N nachhaltig schwinden. Wie sehr die Canon-Fans an der eingestellten T90 hingen, beweisen viele Nennungen dieses Modells als freien Wahlvorschlag. Die Leica R-E scheint trotz ihrer Preiswürdigkeit bei unseren Lesern nicht so recht anzukommen. Nur zwei Prozent der Stimmen lassen sie deutlich hinter die Rolleiflex 3003 abrutschen. 

DIE BESTE MITTELFORMAT-SLR BIS 3000 DM

Hoher Bedienungskomfort und sinnvolle Elektronik scheinen auch im Mittelformat gefragt zu sein, wie die Rolleiflex 6002 beweist. Auch die Mamiya 645 Super repräsentiert fortschrittliche Elektronik.

Die Dominanz von Nikon in den Kleinbildkategorien bei der Wahl der besten Kameras 1991 findet sich im Mittellformat bei Rollei wieder. Der Braunschweiger Hersteller kann in allen drei Preisklassen einen Sieg verbuchen.

In der Preiskategorie bis 3000 Mark steht die Rolleiflex 6002 mit 24,8 Prozent an erster Stelle vor der Mamiya M 645 Super, die es auf 20,8 Prozent der Stimmen bringt. Leider wird die Rolleiflex nicht mehr produziert, auch die Lagerbestände sind inzwischen erschöpft, so daß der Sieg ihr quasi posthum zur Ehre gereicht, bestätigt er doch die Richtigkeit des Konzepts von der preiswerten Einsteigerkamera auch in teure hochwertige Kamerasysteme. Zur Zeit des Wahlaufrufs im Sommer 1991 war das Schicksal der Mamiya M 645 1000 S bereits besiegelt, immerhin gelang es sogar dem Oldie und einstigem Neubegründer des Kameraformats 4,5x6, die moderne Zenza Bronica ETR-Si auf die Plätze zu verweisen. Daß Pentax im Mittelformat sehr wohl noch ein Wörtchen mitzureden hat, beweisen die Plätze fünf und sechs für Pentax 67 und 645.

DIE BESTE MITTELFORMAT-SLR BIS 5000 DM

Die Rolleiflex 6006 Mod. 2 kann sich gegenüber dem hauseigenen Konkurrenten Rolleiflex SL 66 X gut behaupten. Die große Überraschung ist ein respektabler dritter Platz für die Zenza Bronica SQ-Ai.

Daß Rollei inzwischen die beliebteste Marke im Mittelformat in den Augen unserer Leser ist, beweist auch der Sieg in der nächsten Kategorie, der Preisklasse bis 5000 Mark. Hier kann sich die Rolleiflex 6006 Modell 2 mit einem Stimmenanteil von 30,4 Prozent souverän an die Spitze setzen. Auch der zweite Sieg geht an Rollei - die Rolleiflex SL 66X kann sich mit 25,5 Prozent der 6006 recht dicht an die Fersen heften, während sie die hier drittplazierte Kamera, die Zenza Bronica SQ-Ai, die es auf 12,5 Prozent bringt, klar distanzieren. Doch für den mit Imageproblemen kämpfenden, aber gute Kameras bauenden Hersteller aus Tokio ist dies ein respektabler Achtungserfolg. Immerhin schlägt die Zenza Bronica so renommierte Produkte wie die Mamiya RZ 67 (10,2 Prozent) und Rolleiflex 2,8 GX (6,3 Prozent).

DIE BESTE MITTELFORMAT-SLR ÜBER 5000 DM

Das Duell zwischen den Traditionsmarken Rollei und Hasselblad geht diesmal zugunsten von Rollei aus. Die 6008 ist offenbar trotz 205-TCC-Konkurrenz immer noch Zugpferd im Mittelformat.

Das alljährliche Duell zwischen Rollei und Hasselblad bei der Wahl der besten Kamera darf in der höchsten Preiskategorie über 5000 Mark wieder stattfinden. Die Rolleiflex 6008 geht wie im letzten Jahr erneut als Spitzenreiter hervor, obwohl sich inzwischen mit der Hasselblad 205 TCC ein noch ernstzunehmenderer Konkurrent formiert hat. Mit 38,4 Prozent der Stimmen bleibt die Rolleiflex Sieger und distanziert die an zweiter Stelle folgende Hasselblad eindeutig mit 16,1 Prozentpunkten Unterschied. Den dritten Platz belegt die Rolleiflex SL 66 SE. 10,8 Prozent unserer Leser konnten sich in dieser Kategorie für sie entscheiden. Auf Platz vier folgt die klassische Hasselblad 500 C/M, die ihre modernen Verwandten somit eindeutig in der Gunst unserer Leser übertrifft. Das gilt natürlich nicht für den Imageträger 205 TCC. Im Gegensatz zu früheren Jahren fallt bei dieser Wahl ein klares Votum unserer Leser für Rollei. Die Distanz zu Hasselblad wächst. Dies läßt sich trotz der neuen Einteilung in Preisklassen einigermaßen zuverlässig behaupten, weil Rollei und Hasselblad nur in einer Preiskategorie, nämlich in der höchsten, Gegner sind. Die Rolleiflex 6008 verschafft Rollei darüber hinaus den Hattrick der Führung im Mittelformat.

DIE BESTE MF-SUCHERKAMERA BIS 1000 DM

Zum Heimspiel für Minox wird mangels Konkurrenz die untere Preisklasse der Sucherkameras. Die Sympathien konzentrieren sich vor allem auf die Minox 35 GT-E. Der EC gelang ein Achtungserfolg.

Etwas monoton geht es in der Sucherkamera-Sparte bis 1000 Mark zu. Mangels Konkurrenz ist hier Minox mit seinen Modellen der alleinige Hausherr. Inzwischen hat sich noch die Phenix aus China hier eingenistet, aber zum Zeitpunkt der Kandidatenauswahl lag uns noch keine Kamera vor. An der Spitze mit 54,4 Prozent rangiert die Minox 35 GTE, für die sich unsere Leser klar entschieden haben. Das eigentliche Spitzenmodell der Marke, die 35 ML, wurde mit weitem Abstand auf den zweiten Rang verwiesen. Die inzwischen abgelöste Minox 35 GT hält sich mit 13,6 Prozent wacker 5,1 Prozentpunkte hinter der 35 ML. Die kleinste Kamera der Welt, die Minox EC, rangiert als recht ausgefallenes Kleinstbildmodell zwar hinter der Kleinbildserie, kann sich aber auf knapp acht Prozent der Wähler stützen.

DIE BESTE MF-SUCHERKAMERA BIS 1000 DM

Die Leica M6 gilt offenbar immer noch als das Nonplusultra unter den Sucherkameras. Die Mamiya 6 konnte zwei deutsche Favoriten, die Rollei 35 Classic und die Minox LX, deutlich distanzieren.

Sehr gut vergleichbar mit dem Vorjahresergebnis ist die Kategorie der besten Sucherkamera über 1000 Mark, denn als es noch keine Einteilung in Preiskategorien gab, wurden generell die hochklassigen Modelle bei der Wahl bevorzugt.

Ganz klar fiel hier wieder das Votum der Leser für die Leica M6 aus, für die sich 66,8 Prozent entschieden. An zweiter Stelle liegt auch in diesem Jahr wieder die Mamiya 6, die sich von 7,7 auf 10,4 Prozent verbessern konnte. Nikonos V und Rollei 35 Classic tauschten die Plätze, die Nikonos liegt jetzt auf dem dritten Rang, die Kleinstbildkamera Minox LX bildet mit 2,7 Prozent das Schlußlicht bei der Abstimmung in dieser Kategorie.

DIE BESTE AF-SUCHERKAMERA

Der Aufwand, den die Kyocera-Ingenieure bei der Contax T2 trieben, blieb nicht ohne Wirkung. In Preis und in der Gunst unserer Leser ist die T2 Spitze. Gut kommt auch die Olympus mju-1 an.

Bei den Autofokus-Sucherkameras haben nur die Modelle eine Chance, auf die ersten Plätze gewählt zu werden, die aus der Flut des größtenteils uniformen Angebots durch Technik und Design herausragen. So verwundert es nicht, daß die teuerste, aber auch mit den hochwertigsten Komponenten versehene Kamera in dieser Kategorie den Sieg einfährt. Die Contax T2 mit dem Carl-Zeiss-Sonnar-Objektiv 2,8/38 mm überzeugte unsere Leser am meisten. Mit 30,6 Prozent konnte sie ein Drittel der Stimmen für sich gewinnen. Auf Rang zwei folgt mit einem Wert von 11,8 Prozent die Pentax Zoom 105R, deren sehr ähnliches Vorgängermodell bei der Wahl im Vorjahr noch an der Spitze lag, jedoch die Contax-Konkurrenz noch nicht zu fürchten brauchte.

Die Kandidaten dieser Kategorie wurden bei dieser Wahl um die sogenannten Bridgekameras, die nach dem Sucherprinzip funktionieren, bereinigt. Obwohl sie nicht mehr ganz taufrisch ist und mittlerweile von einem Zoommodell ergänzt wurde, brachte es die Leica AF-C1 auf Platz drei. Die äußerst pfiffige Olympus mju-1 rangiert mit 5,5 Prozent erst an vierter Stelle, hier hatten wir eine bessere Plazierung erwartet. Auch die superkompakte Konica Big Mini enttäuschte, weil sie nicht unter die ersten fünf kam. Das schaffte jedoch immerhin die futuristische Aiborg. Vielseitige Technik ist unseren Lesern offenbar wichtiger als extreme Kompaktheit. Enttäuschend fiel auch das Abschneiden der Rollei Prego aus, obwohl die Kombination moderner Technik mit einem traditionsreichen Namen nicht ohne Reiz ist.

DIE BESTE BRIDGEKAMERA

Erstmals erhielten die Bridgekameras bei der COLOR FOTO-Leserwahl eine eigene Kategorie. Die Olympus IS-1000 erzielt einen deutlichen Vorsprung vor den All-in-One-Modellen von Canon und Minolta.

Erstmals beanspruchen die sogenannten Bridge- oder All-In-One-Kameras eine eigene Kategorie. Ihre inzwischen beachtliche Stückzahl und ihr eigenständiges technisches Konzept machten diese Maßnahme erforderlich. Das Ergebnis überraschte nicht. die technisch anspruchsvollste Bridge-Kamera Olympus IS-1000 gewann die Wahl souverän. Mit 54,7 Prozent gelangt ihr unter einer Vielzahl von Kandidaten ein wahrhaftiger "Erdrutsch-Sieg". An zweiter Stelle folgt in deutlichem Abstand - mit 12,4 Prozent der Stimmen die Canon Epoca, und auf dem dritten Rang liegt die Minolta Riva l05i mit 7,9 Prozent. Daß eine ausgeklügelte Technik oft mehr Sympathie stößt als hohes Markenprestige, beweist die gute Plazierung der Chinon GS-9 Reflex-Zoom, die es noch vor die Olympus AZ-330 Super Zoom schieben konnte, die sich bei dieser Wahl in starker Konkurrenz mit der IS-1000 aus gleichem Hause befand.
Diese Leserwahl der besten Kameras ist wegen der neu eingeführten und erheblich erweiterten Kategorien mit der vorangegangenen Aktion im Jahr 1990 nur sehr eingeschränkt vergleichbar. Die Sparte der "besten Kamera überhaupt" macht da natürlich eine Ausnahme, denn in dieser Kategorie hat sich gegenüber dem Vorjahr von Reglement her nichts geändert. Die Nikon F4 wurde abermals in ihrer Favoritenrolle bestätigt, die Contax RTS III konnte ebenfalls ihren zweiten Platz verteidigen. Die herausragendste Neuerscheinung des vergangenen Jahres, die Minolta Dynax 7xi, konnte sich aus dem nichts auf Platz drei katapultieren und ließ damit die Canon EOS-1 hinter sich. Auch in der Kategorie der "besten AF-Spiegelreflexkamera bis 2000 Mark" konnte der Newcomer Dynax 7xi auf Anhieb Platz zwei erobern, wenn auch mit deutlichem Abstand hinter der erstplazierten Nikon F-801s.
Wie schon bei den vorhergehenden Leserwahlen gelang Nikon wieder eine fulminante Siegesreihe. In nicht weniger als sechs Kategorien stellt Nikon den Spitzenreiter, bei den Spiegelreflexkamera ohne Autofokus über 2000 Mark reicht es immerhin noch für einen zweiten Platz, bei den Sucherkameras über 1000 Mark fährt die Nikonos V den dritten Rang für das Tokioter Unternehmen ein.
Mehr noch als bei den früheren Wahlen zeichnet sich bei dieser Leserwahl ein Trend zu hoher Qualität und zu Prestigemarken ab. Rollei gelang im Mittelformat ein stolzer Dreifach-Sieg, Contax kann ebenfalls zwei Spitzenplätze verbuchen. Bei Leica reichte es diesmal nur für einen Spitzenplatz, den auch Olympus für sich verbuchen kann. Canon und Minolta sind zwar meist auf den vorderen Plätzen zu finden, können aber keine Kategorie für sich entscheiden. Der Minolta Dynax 7xi gelang es trotz technologischem Führungsanspruch nicht, einen ersten Platz einzunehmen. Das Abschneiden von Hasselblad enttäuschte etwas, während Pentax nach wie vor viel Sympathie ernten konnte, obwohl dem kleinsten Hersteller der großen Fünf (Canon, Minolta, Nikon, Olympus, Pentax) kein Sieg gelang.
Abschließend noch ein kleiner Blick durch die Statistik-Brille auf die Teilnehmer, rund 9000 Leser von COLOR FOTO: Auf die Frage nach der derzeit meistgenutzten Kamera gaben 81 Prozent eine Spiegelreflexkamera an, 9 Prozent fotografieren mit Kleinbildsucherkameras und vier Prozent mit Mittel- oder Großformarkameras; die restlichen 6 Prozent machten keine Angaben. Der Glaubenskrieg zwischen Autofokus und Manual-Focus schwächt sich zunehmend ab. War die Zahl der Besitzer von AF-Kameras unter den Teilnehmern an der Leserwahl bislang noch in der Minderheit, so steht es jetzt 49 zu 46 Prozent zugunsten von Autofokus, der Rest enthielt sich der Angabe. Markentreue zeichnet besonders die Nikon-Fotografen aus, ihre nächste Kamera heißt zu 88 Prozent wieder Nikon. Damit liegen sie noch vor den Leica-Fotografen, die bekanntlich eine starke Markenidentifikation besitzen. Contax- und Canon-Besitzer liegen mit einer Treuequote von 69 Prozent gleichauf. Fast die Hälfte der Minolta(55 Prozent) und Pentax-Fotografen (53 Prozent) wollen in Zukunft umsteigen; noch geringer (27 Prozent) ist die Markentreue bei den Olympus-Käufern.

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