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Artikel

1998

Kaufberatung

Das Canon EOS-Programm

Klein war die EOS-Familie nur zu Anfang, als nämlich 1987 die Modelle EOS 620 und 650 die Basis für eines der fortschrittlichsten Kamerasysteme der Welt bildeten. Danach standen die Zeichen auf Wachstum: EOS 600, EOS RT, EOS 750, EOS 850. EOS-1, EOS 700 und EOS 10 kamen nach und nach hinzu und besetzten annähernd jede Lücke im Segment der anspruchsvollen Spiegelreflexkameras mit Autofokus, vom Einsteigermodell für 650 Mark bis zur Spitzenkamera in der Preisklasse um 3000 Mark. 1991 feierten die Modelle 1000, 1000 F und erst kürzlich die EOS 100 Premiere. Auch das jetzige bereinigte EOS-Programm gibt noch mehr als genug Anlaß, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, für welche EOS man sich nun entscheiden soll.
Besonders das Mittelfeld von EOS 600 über EOS 100 bis EOS 10 macht die richtige Wahl nicht leicht. Obwohl die neuen Bezeichnungen der EOS-Kameras in Zehnerpotenzen die EOS 600 quasi als Außenseiter dastehen lassen, der nicht mehr so richtig in das Programm paßt, sollte man die EOS 6()0 bei einer Kaufentscheidung keinesfalls ignorieren. Bevor die EOS 100 dazukam, galt die EOS 600 als goldene Mitte im EOS-Programm, und diese positive Beurteilung verdient sie auch noch heute, mehr als zwei Jahre nach ihrem Debüt.
Mit der EOS 600 hielten die kameraintegrierten Motivprogramme Einzug in die Fotografie. Im Gegensatz zum Konkurrenten Minolta, der bestimmte, fest programmierte Motivsituationen per Chipkarte als Zubehör anbietet, setzt Canon abgesehen von den Barcode-Programmen - immer noch bei allen Mittelklassemodellen und bei der besonders preisgünstigen EOS 1000 auf die integrierten kreativen Motivprogramme. Gleich sieben davon gibt es bei der EOS 600, mehr als bei allen anderen EOS-Kameras und genug, um EOS-10- und EOS-100-Besitzer nicht allzusehr um Motivheftchen und Barcode-Lesestift beneiden zu müssen.
Die EOS 600 besitzt, ebenso wie die deutlich teurere EOS 10, den schnellen Antriebsmotor mit einer Frequenz von maximal fünf Bildern pro Sekunde, und sie offeriert das aufwendige EOS-Belichtungsmeßsystem mit einer Mehrfeldmessung, die sechs Meßzonen umfaßt, und mit der Selektivmessung, deren Meßwert sich speichern läßt.

Gehört noch nicht zum alten Eisen: EOS 600

Der Verschluß der EOS 600 verdient zwar nicht gerade das Prädikat High-Speed, bietet aber mit der 1/2000 Sekunde statt der 1/1000 bei der moderneren und preiswerteren EOS 1000 genügend Reserven für schnelle Bewegungen und interessante Einfriereffekte. Der lange automatische Verschlußzeitenbereich bis zu vollen dreißig Sekunden gehört inzwischen bei allen EOS-Modellen zum Standard. Daß die EOS 600 nicht mehr zu den ganz neuen Kameras zählt, wird dagegen beim Autofokus deutlich. Er ist noch auf die Umschaltung vom Servomodus für kontinuierliche Schärfennachführung auf die One-Shot-Methode bei Schärfepriorität angewiesen, während EOS 10 und EOS 100 und sogar die preiswerte EOS 1000 dies bereits selbsttätig ausführen, je nachdem, ob es sich um ein bewegtes (Servo) oder um ein statisches Motiv (One Shot) handelt. Nur ein in der Bildmitte angeordneter Autofokus-Sensor liefert bei der EOS 600 die Entfernungsinformation an den Kamera-Mikroprozessor, während die Kreuzsensoren von EOS-1 und EOS l00 sowie der Multi-Basis-Sensor der EOS 10 sinnvollen Fortschritt im Detail markieren: Kreuzsensoren und Multi-Basis-Sensor ermöglichen die schnelle und sichere automatische Scharfeinstellung auch bei schwach strukturierten Objekten oder bei Motiven außerhalb der Bildmitte. Bei der EOS 600 kann man sich in solchen Fällen mit dem Autofokusspeicher behelfen. Abgesehen von diesen geringfügigen Handicaps kann die EOS 600 jedoch auch im Kreise der neuesten EOS-Modellreihe sehr gut bestehen. Der Qualitätseindruck der Kamera ist dank des Metallbajonetts und des um fast 300 Gramm höheren Gewichts gegenüber einer EOS 1000 deutlich besser, die Kamera macht in der Summe ihrer Details einen bemerkenswert ausgereiften Eindruck. Ihre große Stärke liegt in der- gemessen an ihrem moderaten Preis - umfangreichen Ausstattung. In einigen Details übertrifft sie sogar die modernere und hinsichtlich des Gehäusepreises 100 Mark kostspieligere Canon EOS 100.
Vor allem schlägt das ältere und preiswertere Modell die EOS l00 in der Zahl der eingebauten Motivprogramme. Während sich bei der EOS 100 nur die vier Standardmotivprogramme Porträt, Nahaufnahmen, Landschaften und Sport/Action per Wahlschalter direkt eingeben lassen, gibt es bei der EOS 600 noch zusätzlich die Programme Normalaufnahmen. Schnappschüsse und Innenaufnahmen. Der Barcode-Lesestift kostet bei der EOS 100 allerdings 70 Mark extra. Die Motivprogramme erweitern das Angebot der automatisch ablaufenden Kamerareaktionen auf bestimmte Aufnahmesituationen wie bei der EOS 10 um 23 verschiedene Möglichkeiten.
Der Fotograf wird von der EOS 600 in keiner Weise bevormundet. Er hat stets freie Wahl, sei es nun bei den Kamera-Grundfunktionen, bei denen er die Belichtungsprogramme wie Zeit-, Blenden- und Programmautomatik mit wählbarem Shift oder die Schärfentiefenautomatik einstellen kann. oder ob es um die Belichtungsmeßart geht, bei der er zwischen der Sechs-Zonen-Mehrfeldmessung und der eng auf die Bildmitte begrenzten Selektivmessung wählen kann. Die Freiheit geht sogar noch weiter: Auch Funktionen, die eigentlich von der Kamera vorgegeben sind, lassen sich hier verändern. Diese Individualprogrammierung ermöglicht es, aus der EOS 600 eine für die ganz speziellen Benutzungsanforderungen maßgeschneiderte Kamera zu machen.
Bei Bedarf läßt sich die Filmrückspulung ausschalten, oder man verhindert per Knopfdruck, daß der Film vollständig in die Patrone eingezogen wird.
Auch ein manuelles Einstellen der Filmempfindlichkeit ist in manchen Fällen möglich und sinnvoll, nämlich wenn es um einfache Belichtungskorrekturen geht - nur so kann man den 100-ASA-Diafilm durchgängig auf 125 ASA belichten, um sattere Farben zu erzeugen. Auch die manuelle Einstellung von Zeit und Blende läßt sich umgekehrt zum vorgesehenen Modus einstellen; mit einem einfachen Dreh am Elektronik-Einstellrad an der Kameravorderseite ist es möglich, die Blende oder die Zeit nachzuführen.
Außerdem kann man die Aktivierung des Autofokus vom Auslöser getrennt vornehmen, die akustische Verwacklungswarnung bei Bedarf ausschalten sowie die manuelle Scharfeinstellung bei Objektiven mit Ultraschallmotor vornehmen.
Die EOS 600 ist also, wie man sieht, keineswegs veraltet, sondern bietet ein Höchstmaß an sinnvoller und heute erstrebenswerter Kameratechnik zu einem sehr günstigen Preis. Die EOS-1000-Modelle liegen zwar preislich bis zu 200 Mark unter der EOS 600, können aber vor allem in der Qualität der Ausstattungsmerkmale nicht mithalten, obwohl sie in manchen Details moderner sind. Mit der EOS 600 fängt die anspruchsvolle EOS-Fotografie an.
Die Belichtungsvarianten-Automatik und die Möglichkeit, bis zu neun Belichtungen auf einem Bild zu machen, sowie die insgesamt sieben erhältlichen Wechseleinstellscheiben runden die Vielseitigkeit dieser nach wie vor bemerkenswerten Kamera ab. Dafür verzichtet sie auf den Autofokus-Hilfsblitz, der bei den jüngsten EOS-Modellen EOS 10 und EOS 100 zum Standard gehört und bei schlechten Lichtverhältnissen hilfreich ist.
Die neue EOS 100, deren bestechendes und von der Werbung herausgestelltes hervorragendes Hauptmerkmal das tatsächlich auffallend leise Betriebsgeräusch ist, mutet zunächst wie eine Kombination von EOS-10- und EOS-1-Merkmalen an. Von der EOS 10 hat sie die per Barcode-Lesestift einsehbaren Motivprogramme und den schnellen Verschluß mit der 1/4000 Sekunde, die Wahlscheibe für die Belichtungs- und Motivprogramme auf der Kameraoberseite und das eingebaute Blitzgerät. Von der EOS-1 stammen der Autofokus-Kreuzsensor und auch das markante Schnell-Einstellrad auf der Kamerarückseite, das einen großen bedienungstechnischen Fortschritt gegenüber der EOS 600 darstellt. Blitzschnell führt der Fotograf mit seiner Hilfe bei Manualeinstellung die Blende nach oder gibt einen Faktor für die Belichtungskorrektur ein. Wählscheibe und Schnell-Einstellrad zeigen deutlich die Abkehr von den zahlreichen Tipptasten, wie sie bei der EOS 600 noch vorherrschen. Bei der EOS 100 verschwanden auch die winzigen und fast nur mit einer Kugelschreiberspitze zu bedienenden Einstelltasten für die Individualprogrammierung und für seltener gebrauchte Kamerafunktionen, die bei der EOS 600 noch, unter einer Klappe verborgen, vorhanden waren.
Die siebenfache Individualprogrammierung kommt auch bei der neuen EOS 100 zum Einsatz. Die Vorzüge der Canon EOS 100 gegenüber der deutlich älteren 600 liegen also, kurz zusammengefaßt, beim schnelleren Verschluß, der aber immer noch mit der gleichen Blitzsynchronzeit von 1/125 Sekunde operiert. in der leichteren Bedienung dank Schnell-Einstellrad und Wählscheibe und im weiterentwickelten Autofokus mit Basis-Kreuzsensor und Prädiktion. Das Barcode-System für die Kreativprogramme ist dabei noch am leichtesten zu entbehren; viele wirklich ambitionierte Fotografen verzichten lieber auf diese Funktion, die vor jeder Aufnahme erst das Einlesen des Programms erforderlich macht. Auch der eingebaute Blitz kann - trotz begrüßenswerter Aufhellfunktion bei starken Motivkontrasten und dem Vorlicht zur Vermeidung der gefürchteten roten Augen - einen leistungsstarken Zusatzblitz nicht ersetzen.
Neben dem präzisen und leistungsfähigen Autofokussystem spricht für die EOS 100 vor allem das leise Auslösegeräusch. In diesem Punkt erinnert sie sehr an die EOS RT, obwohl die 100 eine konventionelle Kamera mit Schwingspiegel ist. Diese "Flüsterkamera" EOS 100, deren Samtigkeit durch einen neuen Filmtransport per Riemenantrieb und durch ein neuartiges, geräuschloses Abtastsystem für den Filmvorschub realisiert wird, beeindruckt auch durch ihre Vibrationsarmut. Damit ist die EOS 100 prädestiniert für Aufnahmen in Kirche und Theater. für Fotos von scheuen Tieren und ist überhaupt überall da besonders geeignet, wo unbemerktes Fotografieren wichtig ist. Obwohl die Kamera vom Preis her nur in der Mittelklasse rangiert, ist der Geräuschkomfort der EOS 100 eindeutig ein Oberklasse-Attribut, das auch der EOS-1 vorzüglich zu Gesicht stehen würde.
Rund 200 Mark teurer als die EOS 100 ist die EOS 10. Sie galt bislang wegen ihres Multi-Basis-Sensors, der drei verschiedene Motivpartien zur Scharfeinstellung auswertet, und auch wegen ihres Barcode-Abtastsystems als modernste EOS. Für das Autofokussystem gilt diese Vorrangstellung nach wie vor, die Barcode-Funktion wird ihr jetzt durch die neue, billigere EOS 1000 streitig gemacht, wobei sich der Aufpreis für die EOS 10 wegen des serienmäßigen Lesestifts auf 130 Mark reduziert. Was spricht also außer dem zumindest in der Theorie aufwendigeren Autofokus noch für eine EOS 10? Sie besitzt das aufwendigere Acht-Zonen-Belichtungsmeßsystem und kann gegenüber dem Newcomer EOS 100 den mit maximal fünf Bildern pro Sekunde schnellen Motor ins Feld führen. Sie besitzt ebenfalls die vier meistbenutzten Standardmotivprogramme Porträt, Landschaft, Makro und Sport/Action. Ihre vierzehn programmierbaren Individualfunktionen bedeuten internen EOS-Rekord. Neben den bereits bekannten sieben Funktion der EOS-Kameras 100 und 600 kann der EOS-10-Fotograf unter anderem die Schärfentiefenkontrolle per Selektivmeßtaste vornehmen. indem er die ursprüngliche Funktion neu belegt. Die Meßwertspeicherung, die normalerweise nur in der Funktion Selektivmessung aktiviert ist, tritt hier nun als Individualfunktion bei der Mehrfeldmessung in Aktion.
Auch die EOS 10 hat eine Wählscheibe zum leichteren und schnelleren Einschalten der gewünschten Funktion. Des weiteren zeichnet die EOS ebenfalls eine differenziertere Möglichkeit der Belichtungskorrektur von plus/minus fünf Blendenstufen aus.
In der EOS 100 erwächst der EOS 10 ein gefährlicher Konkurrent, dringt die EOS 100 doch mit dem Barcode-System einlesbarer Motivprogramme und dem gleichen Verschluß in die Domänen der teureren Kameras ein. Einige zusätzliche Ausstattungsdetails und der ausgefeilteste Autofokus der ganzen EOS-Reihe lassen die EOS 10 aber immer noch zu Recht den Titel eines Spitzenmodells der EOS-Mittelklasse führen. Preisbewußte Fotografen werden die EOS 100 allerdings vorziehen, zumal sich eine Entscheidung für diese Kamera nicht nur mit Geldersparnis, sondern auch mit der Geräuscharmut dieser Kamera rechtfertigen läßt.
Weil sie schon allein preislich in höhere Sphären abgedriftet ist, braucht die Canon EOS-1 keine moderneren Konkurrenten der EOS-Mittelklasse zu fürchten. Zwar haben die billigeren EOS-Kameras ihre Tugenden in einigen Punkten bereits überflügelt, aber sie kann trotzdem ihren Status als Flaggschiff unungefochten halten. Mit der EOS-1 verfolgen die Canon-Konstukteure und -Marketingstrategen eine andere Absicht als beispielsweise mit der EOS 10. Dieser Typ befindet sich in einer auch von der Konkurrenz hart umkämpften Klasse, in der jedes Austattungsmerkmal als Kaufargument zählt. Bei der EOS-1 stehen Robustheit und Zuverlässigkeit im Dauereinsatz im Vordergrund.
Der Basis-Kreuzsensor der EOS-1, seit dem Erscheinen der EOS 10 mit Dreipunkt-Autofokus als überholt verschrien, taucht in der brandneuen EOS 100 wieder auf; kann also so veraltet nicht sein. Überhaupt streiten sich die Konstrukteure, ob der Kreuzsensor oder der Multi-Basis-Sensor in der Praxis überlegen ist. Wir konnten beim praktischen Einsatz beider Kameras keine Unterschiede zugunsten des einen oder anderen Sensors feststellen. Der Kreuzsensor meistert auch schwierige Motivstrukturen und gewährleistet - vor allem, wenn er so empfindlich ausgelegt ist wie in der EOS-1, sein Arbeitsbereich geht hier hinunter bis Lichtwert minus eins stets eine schnelle und auch sichere Scharfeinstellung selbst bei horizontalen Motivstrukturen oder kontrastarmen Objektflächen.

Nach wie vor die hochwertigste: EOS-1

Natürlich verfügt der Autofokus der EOS-1 auch über eine Schärfevorausberechnung: eine automatische Umschaltung vom Servo- auf den One-Shot-Modus sucht man allerdings bei der EOS-1 vergebens: Tribut an ihre bereits über zweijährige Marktpräsenz.
Die Zielgruppe der Profifotografen wird bei der Konzeption der EOS-1 besonders deutlich. So besitzt der eingebaute Motor zwar nur eine maximale Aufnahmefrequenz von drei Bildern pro Sekunde, sie kann aber mit Hilfe des Booster-Motors E-1, der sich mit Akkus bestücken läßt und damit auch die Energieversorgung der Kamera übernimmt, auf 5,5 Bilder pro Sekunde gesteigert werden. In Verbindung mit dem Booster-Motor E-1 gelingt der EOS-1 sogar ein besonderer Superlativ: Bei der Einstellung Servo-AF ermöglicht diese Kombination Bildfrequenzen von 4,5 Bildern pro Sekunde, automatisch fokussiert. Damit ist sie immer noch eine der schnellsten Autofokuskameras der Welt. Voraussetzung für ein solches Autofokus-Eiltempo ist freilich ein Ultraschallobjektiv oder ein Objektiv der L-Serie.
Hinsichtlich der Belichtungsmeßmethoden übertrifft die Canon EOS-1 alle anderen EOS-Kameras. Sie besitzt als einzige eine Spotmessung und bietet neben der bereits aus der EOS 600 bekannten Sechs-Zonen-Mehrfeldmessung auch eine mittenbetonte Integralmessung, wie sie neuerdings auch wieder bei der EOS 100 und der EOS 1000 zu Ehren kommt. Sieben wechselbare Einstellscheiben bedeuten eine ideale Anpassung an verschiedene fotografische Anforderungen, ob in Sport-, Makro-, Supertele- oder Architekturfotografie.
Die Schnelligkeit der EOS-1 bei der Scharfeinstellung wird vom High-Speed-Verschluß noch unterstützt. Verschlußzeiten bis 1/8000 Sekunde und eine Blitzsynchronzeit von einer "blitzschnellen" 1/250 Sekunde sind für die EOS-1 kein Problem.
Mindestens so beeindruckend wie die Ausstattungsmerkmale der EOS-1 ist das Gefühl. die recht große und schwere Kamera in der Hand zu halten. Dank eines ausgeklügelten ergonomischen Designs nimmt man die mächtige Kamera als eher zierlich war, zumindest ohne angesetzten Booster wirkt sie sogar ausgesprochen handlich.
Viel Aufsehen erregten die neuen kleinen EOS-Modelle 1000 und 1000F in diesem Jahr. Noch nie gab es derart üppig ausgestattete Kameras zu einem so günstigen Preis. Statt bei den Vorgängermodellen 750, 850 und 700 die Politik des Weglassens einer wesentlichen Belichtungsfunktion zu betreiben, setzten die Canon-Oberen bei der EOS-1000-Serie konsequent auf Komplettausstattung. Die EOS 1000F unterscheidet sich von der "normalen" 1000 lediglich durch den eingebauten Blitz. Bei der EOS l000 stellt sich nicht die Frage nach Blenden-, Zeit- oder Programmautomatik beziehungsweise Manualprogramm, denn sie hat alles inklusive. Auch die Belichtungsmeßarten fallen mit Mehrfeldmessung, Selektivmessung und mittenbetonter Integralmessung erfreulich reichhaltig aus. Das Autofokusmeßsystem hat zwar nur einen Sensor, entscheidet aber selbständig, ob es nach der Servo- oder One-Shot-Methode arbeiten muß. Sogar das für die Bildgestaltung so hilfreiche Schärfentiefenprogramm fiel bei den preiswertesten EOS-Modellen nicht dem Rotstift zum Opfer. Der Fotograf kamt mit Hilfe zweier gespeicherter Autofokus-Messungen exakt den gewünschten Schärfeumfang bestimmen; die Kamera steuert dann - wenn die Lichtverhältnisse und das Verwacklungsrisiko es zulassen automatisch die notwendige Blende dazu.
Auch die vier Standardmotivprogramrne gehören bei der EOS 1000 zu den Grundfunktionen. Gespart wurde bei der EOS 1000 nur dort, wo es dem weniger ambitionierten Fotografen nicht so weh tut. Der eingebaute Winder schafft nur ein Bild pro Sekunde, die Verschlußzeiten reichen zwar bis zu ellenlangen dreißig Sekunden, wurden aber im Kurzzeitbereich bei der 1/1000 Sekunde gekappt. Die reichliche Verwendung von Kunststoff hätte allerdings besser vor dem Bajonett haltgemacht.
Eigentlich müßte eine EOS 1000 jede Bridgekamera oder anspruchsvolle Kompaktkamera das Fürchten lehren, weil sie mit einem überaus aggressiven "Kampfpreis" versehen wurde. Obwohl so preisgünstig, profitiert auch eine EOS 1000 von den schnell fokussierenden und leisen Ultraschallobjektiven innerhalb der umfangreichen EOS-Objektivpalette. Wahrer Snobismus und deswegen nicht ohne Reiz wäre es, die EOS 1000 mit einem EF 1,2/85 mm L USM auszustatten.
Die Vorzüge aller EOS-Kameras in einem Modell vereint zu haben, bleibt auch nachdem Erscheinen der EOS 100 eine Utopie. Am ehesten gelingt es noch der EOS 10, dieser Idealvorstellung nahezukommen, denn sie bietet den modernsten Autofokus und die vielseitigsten Ausstattungsmerkmale. Trotzdem ist gerade die neue, leise EOS 100 für die EOS 10 eine ernstzunehmende Konkurrenz.
Bei ihr vermißt man nichts Wesentliches und profitiert von einem sehr günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die EOS 600 glänzt durch ihre hochwertige Ausstattung und ihre Ausgereiftheit, kann aber andererseits insbesondere beim Autofokus nicht verleugnen, daß sie in die Jahre gekommen ist. Trotzdem ist genau sie die richtige Wahl für den "Vernunftmenschen", der Wert auf Ausgereiftheit und verfeinerte Technik legt, dabei aber nicht den letzten Stand der Technik braucht, um glücklich zu sein.
Für die harte Beanspruchung im Alltag der Berufsfotografen wurde die EOS-1 konzipiert, mit rund 3000 Mark die wertvollste und ausbaufähigste, aber auch teuerste EOS. Ein paar überholte Ausstattungsmerkmale können ihrer einzigartigen Position nichts anhaben. Als Flaggschiff braucht sie nicht mit Ausstattungsmerkmalen zu wuchern, ihre Souveränität ist Kaufmotiv genug - freilich nur für den, der es sich leisten kann.
Die EOS 1000 ist die richtige Kamera für preisbewußte Sparer, die möglichst viel für ihr Geld wollen und dabei über gewisse Stilschwächen hinwegsehen. Wem ein vornehmlich aus Kunststoff gefertigtes Leichtgewicht liegt und wer jede gleich teure Kompaktkamera in die Schranken verweisen will, der greife ungeniert zur EOS 1000.
Ist die neueste EOS, also die 100, auch die beste? Dies kann getrost mit "nein" beantwortet werden. Aber sie besticht und das untermauert die Canon Politik der großen Stückzahlen - durch einen enorm günstigen Preis. Die EOS-Neuordnung ist Canon gelungen, auch wenn unter dem Strich die meisten Argumente - in Relation zum Preis - für ein bereits bekanntes Modell, nämlich die EOS 10, sprechen. Jetzt warten wir nur noch auf die EOS 10 RT in Real-Time-Technik und mit neuesten Ausstattungsmerkmalen, welche die zur Zeit technisch führende Autofokus-Spiegelreflexkamera, die Minolta 7xi, das Fürchten lehrt.

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