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Artikel

1998

TEST & TECHNIK Praxisbericht

Die Z-1 in der Fotopraxis 

Pentax ante portas

Die Z- 1 soll Pentax Tür und Tor zum Profilager öffnen. Die technischen Daten der Z-1 könnten auf den ersten Blick tatsächlich den Schlüssel dazu liefern. COLOR FOTO hat in einem Praxisbericht geprüft, ob das ausgewachsene Modell der Z-Reihe dem rauhen Klima, das im Profilager herrscht, auch gewachsen ist.

Aus der Wunschliste der Profis soll sie, dem hauseigenen Schöpfungsmythos folgend, entstanden sein, die Pentax Z-1. Vollgepfropft mit Funktionen, ist die Pentax Z-1 "auf die hohen Ansprüche der Berufsfotografen ausgelegt". Im Z1-Gehäuse stecken unter anderem sieben Automatikfunktionen, drei Belichtungsmeßarten und achtzehn individuell programmierbare Funktionen. Damit die Profifotografen ihre intellektuellen Kapazitäten nicht der Technik widmen müssen. werden die Funktionen von zwei Rechnereinheiten im Gehäuse und einer 8-bit-CPU (Zentraleinheit) in jedem der neuen Objektive gesteuert.
So viel Professionalität muß aber nicht nur sichtbar. Sondern auch hörbar sein. dachten vermutlich die Entwicklungsingenieure von Pentax. als sie die Z-1 mit drei Motoren ausstatteten: einen für den Filmtransport, einen für den Verschluß- und Spiegelaufzug und einen für die automatische Scharfstellung. Profifotografen wie auch anspruchsvolle Amateure erwarten aber von einer Kamera nicht nur exakte Belichtung und Fokussierung, sondern auch einen schnellen und übersichtliche Zugriff auf die einzelnen Funktionen. In welchem Maß das Flaggschiff des Hauses Pentax diesen gehobenen Ansprüche genügt, haben wir für Sie in unserem Praxisbericht geprüft.

Programmautomatik

Als ob Pentax es nicht nur den Profifotografen, sondern auch den Anfängern recht machen wollte. wurde die Z-1 gleich mit drei Programmautomatiken ausgestattet. Wenn der Hauptschalter auf ein grünes Rechteck und das Display ein "P" zeigt, steht dem unbeschwerten Fotografieren in der Vollautomatik nichts mehr im Wege. Dann kann sich der Fotograf nämlich in der von Kompaktkameras hinlänglich bekannten Weise voll auf das Motiv konzentrieren. Anfänger und technisch Unbedarfte, die sich unbedingt eine Profikamera kaufen wollen, werden es Pentax danken. In der Vollautomatik hat die Kamera das letzte Wort, indem sie dem Fotografen jeglichen Zugriff auf die Belichtung verwehrt.
Wer den Belichtungsvorgang jedoch beeinflussen will, schaltet die Programmautomatik ein (P und Hauptschalter auf I). Die Belichtungsmeßart kann von der Mehrzonen- auf Spotmessung (oder auch mittenbetonte Integralmessung, darüber unten mehr) umgeschaltet werden. Die manuelle Belichtungskorrektur und eine Belichtungsreihenautomatik sind weitere Eingriffsmöglichkeiten, wobei die Korrekturschritte und die Abstände der flankierenden Belichtungen im Bereich von +4LW wahlweise in halben oder drittel Stufen programmiert werden können. 
Den größtmöglichen Einfluß auf die Steuervorgänge der Pentax Z-1 hat der Fotograf im sogenannten Hyperprogramm (HyP). Zusätzlich zu den Möglichkeiten der Programmautomatik (P) können im Hyperprogramm wahlweise Blende oder Verschlußzeit verändert werden, ohne daß der gemessene Lichtwert verändert werden muß.
Das sieht nach Programm-Shift aus, ist in Wirklichkeit aber eine Zeit- beziehungsweise eine Blendenautomatik: Ein kurzer Dreh am vorderen Einstellrad genügt, um die Z-1 von Programmautomatik (die Standardeinstellung in der HyP-Funktion) auf Blendenautomatik umzuschalten. Wenn man das hintere Einstellrad dreht, verwandelt sich die Z-1 in einen Zeitautomaten mit Blendenvorwahl. Um die Programmautomatik wieder zu aktivieren, muß man lediglich die sogenannte Hypertaste (IP) mit dem rechten Daumen antippen.
Das Ergebnis dieser "Hyperfunktion" entspricht allerdings tatsächlich einem Programm-Shift über den gesamten Verschlußzeiten- und Blendenbereich mit einfacher Rückstellmöglichkeit.

Zeitautomatik

Bei der Pentax Z-1 muß in jeder Automatikfunktion zunächst der Blendenring des Power-Zoom-Objektivs in der A-Position arretiert werden. Die Zeitautomatik ist eingeschaltet, wenn auf dem Display das Programmzeichen "A" sichtbar wird und das Symbol für das aktive Einstellrad auf "Av" zeigt. Im Sucher erscheint ein Balken unter der Blendenanzeige. Von der Hyperfunktion abgesehen, können in der Zeitautomatik sämtliche bei der Programmautomatik beschriebenen Eingriffe erfolgen, was bei schwierigen Lichtverhältnissen oft notwendig ist.

Blendenautomatik

Die Blendenautomatik kann eingesetzt werden, wenn das Programmzeichen "A" auf dem Gehäusemonitor aufleuchtet und das Symbol für das aktive Einstellrad auf "Tv" zeigt. Durch die individuell einstellbare Funktion 4 ist es möglich, die Kamera so zu programmieren, daß sie wahlweise die Verschlußzeiten in ganzen oder halben Stufen anzeigt. Dementsprechend kann man dann die Verschlußzeiten in ganzen oder halben Stufen vorwählen. Die Zeitvorwahl ist die bequemste Art, nicht nur Bewegungsabläufe einzufrieren oder verwischt wiederzugeben, sondern auch im Telebereich verwacklungssicher zu fotografieren.

Manuelle Einstellung

Wie es sich für eine Profikamera gehört. kann man bei der Pentax Z-1 die Belichtung auch manuell einstellen. Der Fotograf ist aber gut beraten, wenn er gleich die Hyperfunktion (HyM) wählt. Die einfache M-Funktion ist nämlich etwas irreführend: Verschlußzeiten sucht man in diesem Betriebsmodus vergeblich, er ist nur für Langzeitbelichtungen gedacht und hat nur die Bulb-Einstellung. Ein Belichtungsabgleich ist somit nicht möglich. Diese Funktion nacht aber nur dann einen Sinn, wenn man Stativ und Fernauslöser benutzt (dreipoliger Anschluß auf der vorderen linken Gehäuseseite).
In der manuellen Hyperfunktion der Z-1 empfiehlt es sich, die Blende nicht über den Einstellring am Objektiv, sondern mit dem Blendenrädchen auf dem Display einzustellen. Die am Blendenring eingestellte Blende stimmt brennweitenbedingt mit dem auf dem Display angezeigten (tatsächlichen) Blendenwert nicht überein.
Der Belichtungsabgleich wird im Sucher durch zwei mit + und - markierten Halbkreisen angezeigt. Besonders in Verbindung mit der Spotmessung läßt die manuelle Belichtungseinstellung jenen von vielen Fotografen gewünschten Spielraum zu.

Belichtungsmessung

Die Grundmeßart der Pentax Z-1 ist die Mehrfeldmessung. Die Meßzelle ist in acht Segmente aufgeteilt. Die Bildmitte und die untere Hälfte sind stärker gewichtet eine Folge der Erkenntnis, daß die meisten Fotos im Querformat entstehen, wobei sich das Hauptmotiv in der Bildmitte befindet und die Horizontlinie das Bild in zwei gleich große Hälften teilt. Daß Profis - und nicht nur sie - oft auch im Hochformat fotografieren, daß das Hauptmotiv meistens nicht in der Bildmitte plaziert wird und daß die Horizontlinie, wenn überhaupt, auch anderswo als durch die geometrische Mitte verlaufen kann, ist, wie auch bei anderen Herstellern, nicht berücksichtigt.
Bei Motiven mit normalem oder leicht erhöhtem Kontrast läßt sich diese Meßart gut einsetzen, vorausgesetzt, die Kontrastverteilung entspricht der Einteilung der Meßzelle.
Die mittenbetonte Integralmessung kann nämlich an Stelle der Spotmessung über die individuelle Funktion I einprogrammiert werden. Hierbei bewirkt der Druck auf die Spottaste zwar keine Spottmessung, dafür aber eine mittenbetonte Integralmessung bei eingeblendetem Symbol für die Spotmessung. Was sich die Entwicklungsingenieure von Pentax dabei gedacht haben, läßt sich nur schwer nachvollziehen.
Glücklicherweise muß man aber die Spottaste nicht umprogrammieren, so daß sich mit Mehrfeld- und Spotmessung gut arbeiten läßt. Der Meßkreis der Spotmessung umfaßt 2,5 Prozent der Bildfläche.
Erfreulich ist auch, daß in jeder Betriebsart - bei entsprechender Individualprogrammierung wahlweise immer zwei der drei Meßmethoden zur Verfügung stehen.

Autofokus

Das Autofokus-System der Pentax Z-1 arbeitet mit Schärfe- oder Auslösepriorität. Mit dem etwas schwergängigen Schalter an der linken Vorderseite der Pentax Z-1 kann, je nach Motiv, zwischen beiden AF-Meßarten umgeschaltet werden. Bei statischen Motiven ist die Schärfepriorität (AF-Single) die geeignete AF-Meßmethode. Bewegte Motive kann man am besten mit der kontinuierlichen Scharfstellung mit Auslösepriorität erfassen (AF-Servo). Die eindimensionale Prädiktion berechnet die Schärfe nur dann voraus, wenn sich das Motiv mit konstanter Geschwindigkeit auf die Kamera zu bewegt.
Der Meßbereich beginnt bei Lichtwert 0 (bei ISO 100 mit Objektiv 1:1,4), so daß auch bei schwachem Licht autofokussiert werden kann.
Bei horizontalen Strukturen aber fällt die sonst so brav arbeitende Kamera durch Arbeitsverweigerung auf. Das Auffallen darf man hier getrost wörtlich nehmen: Der Geräuschpegel des mehrmals von Anschlag zu Anschlag bewegten Fokussierglieds ist samt Motorgeräusch nämlich dermaßen laut, daß der Fotograf die hämischen Blicke der Passanten förmlich im Nacken spürt. In diesem Fall bleibt dem Autofokus-Fotografen, der sich hartnäckig weigert, die Pentax Z-1 auf manuelle Fokussierung umzuschalten, nichts anderes übrig, als seine Kamera um 90 Grad zu drehen, per Druckpunkt die Schärfe zu speichern und erst danach zur ursprünglichen Kameraposition zurückzukehren.

Blitzautomatik

Das eingebaute Blitzgerät mit Leitzahl 14 leuchtet den Winkel eines 35-mm-Objektivs aus. Einen Zoomreflektor gibt es nicht, ebenso wenig eine Blitzlicht-Korrektur. Das ist bei einer Kamera, die den Weg ins Profilager finden will, zu kritisieren. Auch hat die Pentax Z-1 keine Vorblitz-Funktion gegen die gefürchteten "roten Augen", was wir bei Porträtaufnahmen heftig vermißt haben, zumal uns die Porträtierten die ungewollte Verfremdung der Pupillen übelnahmen. Doch wenn der Aufklappblitz zum Porträtieren nur bedingt taugt - als AF-Meßstrahl reicht er allemal.
Handhabung und Sonstiges
Bei Pentax scheint man den Grundsatz zu kennen, daß jede Kamera subjektiv nur so gut ist, wie sie in der Hand liegt. Und die Z-1 faßt sich besser an, als man es nach ihrer etwas leidend wirkenden Physiognomie vermuten würde. Die Bedienungselemente sind gut plaziert, sogar die Abblendtaste sitzt dort, wo man sie sucht. Die Verarbeitung ist recht ordentlich, obwohl so manche Fugen nicht ganz paßgenau verlaufen.
Die Bedienung der zahlreichen Funktionen ist etwas umständlich, doch das ist bei High-Tech-Kameras leider kein Novum. Wer die zahlreichen Automatiken und deren Spielarten einsetzen will, muß andauernd auf dem Display in andere Ebenen schalten, was angesichts der mit Funktionen überladenen Tasten und Einstellräder ein gutes Erinnerungsvermögen voraussetzt. So muß beispielsweise der Fotograf, um aus dem Hyperprogramm (HyP) in die Zeitautomatik (Av) zu schalten, das Funktionsrad auf "Mode" stellen, anschließend die Funktionstaste durchgedrückt halten und gleichzeitig am vorderen Einstellrad so lange drehen, bis auf dem Display in der oberen Zeile das Programmsymbol "A" und ganz unten das Symbol "Av" erscheint. Oder um beispielsweise aus der Standardeinstellung für den Filmtransport (Einzelbild) zur Belichtungsreihenautomatik überzugehen, muß der Fotograf zunächst das Funktionsrad auf "Drive" stellen. Danach muß er die Funktionstaste durchgedrückt halten, während er mit dem vorderen Einstellrad das Symbol für die Belichtungsreihenautomatik sucht. Wenn er des weiteren den Abstand der flankierenden Belichtungen von beispielsweise 0,3 auf 0,7 LW vergrößern will, muß er erneut die Funktionstaste durchdrücken und den gewünschten Wert über das hintere Einstellrad eingegeben. Ob solch eine doch recht umständliche Handhabung der gewohnten Arbeitsweise von Profifotografen wohl entgegenkommt...?
Verglichen mit ihrer üppigen Ausstattung sind die Sucheranzeigen der Pentax Z-1 von großer Kargheit. Angezeigt werden Blende und Verschlußzeit, wobei das jeweils veränderbare Feld mit einem Balken unterlegt ist, sowie Scharfstellung, Blitzbereitschaft oder -Warnung, Spotmessung (wird auch bei Integralmessung angezeigt), Belichtungskorrektur (allerdings ohne den Korrekturwert anzuzeigen) und Lichtwaage bei Nachführmessung. Über alle anderen Aufnahmedaten, wie zum Beispiel die Automatikfunktion, wird man buchstäblich im dunkeln gelassen.
Auf alle Ausstattungsmerkmale der Pentax Z-1 einzugehen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Deswegen werden wir einige mehr oder weniger nützliche Features, wie Intervall-Aufnahmen, Bildgrößen- und Brennweitenspeicher oder Auto-Zoomeffekt nicht besprechen. Eine Funktion verdient aber besondere Beachtung: das MTF-Programm. Über die individuell programmierbare Funktion 2 kann man die Programmlinien für P und HyP verändern, und zwar nicht nur wahlweise für maximale Schärfentiefe oder für kurze Verschlußzeiten, sondern auch für die beste Objektivleistung. Bei aktivierter MTF-Programmkurve erkennt die Z-1 das gerade eingesetzte KAFZ-Objektiv und steuert automatisch die jeweils optimale Blende. Somit wird die höchste Modulationsübertragung (daher MTF) und damit die größtmögliche Schärfe- und Kontrastleistung des jeweiligen Objektivs erzielt. Die MTF-Programmkurve kommt jedoch nur bei Objektiven mit sehr guten optischen Eigenschaften voll zur Geltung. Ob die neuen KAFZ-Objektive von Pentax diese Anforderungen erfüllen, soll in einem der nächsten COLOR FOTO-Normtests untersucht werden.

Fazit

Von wenigen Einzelheiten abgesehen. ist die Pentax Z-1 eine technisch hervorragend ausgestattete Kamera. Sie könnte sowohl dem ambitionierten Amateur als auch dem Profifotografen ein gutes Arbeitsgerät sein. Etwas getrübt wird das harmonische Erscheinungsbild lediglich durch die teilweise umständliche Handhabung.
Die Pentax Z-1 hat sich dennoch im harten Fotoeinsatz bewährt und erhält das COLOR FOTO Praxisbericht-Prüfsiegel sehr gut****.

Pro

Belichtungsreihenautomatik

manuelle Belichtungskorrektur

individuell programmierbare Funktionen

Spot- und Mehrfeldmessung

Kontra

Bedienungselemente mit Funktionen Überladen

keine Vorblitzfunktion

lautes Betriebsgeräusch

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