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Artikel
1998
Beratung
Interessante Außenseiter: Minox 35 GSE
Wachablösung
Nach zehn Jahren Bauzeit erhält die beliebte Minox 35 GT ein Nachfolgemodell. Es heißt 35 GSE, bietet Verbesserungen im Detail und ist durch eine Schnappschußeinstellung sehr bedienungsfreundlich, ohne bildgestalterische Ansprüche zu vereiteln.
Als die Minox 35 GT 1981 Premiere feierte, steckte die Offensive der japanischen Autofokus-Kompaktkameras noch in den Kinderschuhen. Heute beherrschen die kleinen Vollautomaten das Marktgeschehen - sehr zum Leidwesen von Minox, denn die 35-Modelle aus Heuchelheim haben heute gegen die japanischen Marktführer so schwer zu kämpfen wie einst David gegen Goliath. Doch die Minox-Kleinbildkameras halten sich wacker.
Inzwischen wurde aus der Not eine Tugend. Mangels konzeptioneller Alternativen blieb dem Hersteller nichts weiter übrig, als das nicht mehr ganz neue Minox-35-Konzept weiter zu verfeinern. So entstand im Laufe der achtziger Jahre eine ganze Serie von 35-Modellen: von der weißen 35 AL mit Fixfokusobjektiv über die 35 PE mit fest angebautem Blitzgerät, die es auch ohne Blitz als 35 PL gab, bis hin zur 35 MB.
Die 35-Reihe geriet wegen ihrer Variantenvielfalt zur Spielwiese für Sammler und stiftete nicht selten Verwirrung. Heute präsentiert sie sich gestrafft und übersichtlich. Neben periodisch auftauchenden Sondermodellen bilden 35 ML, 35 GT-E und 35 GSE den Kern des Programms. Die 35 GSE bedeutet gegenüber dem Vorgängermodell GT einen gewissen Fortschritt im Detail. Die Energieversorgung wurde nach dem Vorbild von GT-E und ML auf umweltfreundlichere und langlebigere Lithiumbatterien umgestellt und das Filmeinlegen mit Hilfe der bereits bei GT-E. und ML eingeführten Filmfangspule erleichtert.
Die Minox 35 GSE nimmt sich in verblüffend einfacher Weise der Achillesferse aller 35-mm-Kameras ohne eingebauten Entfernungsmesser an: Der Fotograf muß die Entfernung schätzen und ist bei kürzeren Aufnahmeentfernungen oft verunsichert. Die von Haus aus hohen Schärfentiefenreserven des 35-mm-Objektivs kommen dann schnell an die kritische Grenze. "Grüne Welle" heißt bei der GSE das "Programm" für problemlos scharfe Fotos. Auf dem Blendenring des Objektivs ist die "X" grün graviert. Das gleiche gilt für die Einstellung 3,50 Meter. Wenn die grünen Markierungen sich gegenüberstehen und zu einer Linie ergänzen, bedeutet dies eine Schärfentiefe von 2 bis 25 Meter dank der mit Blende 8 operierenden Zeitautomatik. Ansonsten verfügt die GSE über die bewährten Vorzüge der GT. Das vierlinsige Minotar gehört zu den besten Objektiven in der Kompaktklasse. Die Zeitautomatik erlaubt, außer bei Schnappschuß-Einstellung, bewußte Bildgestaltung über die Schärfentiefe. Ein Gegenlichtschalter verdoppelt die Belichtungszeit bei hellem Bildkontrast. Der Selbstauslöser rundet die Ausstattung ebenso ab wie das kleine, aber sinnvolle Zubehör zur 35, bestehend aus Bereitschaftstasche, Schultertasche, Tischstativ, Sonnenblende, diversen Filtern und zwei Elektronenblitzgeräten.
Die 35 GSE bildet für etwa 500 Mark den Einstieg in das Minox-Kleinbildprogramm, die GT-E ist geringfügig teurer und wartet dafür mit einem mehrschichtvergüteten Objektiv mit integriertem Skylightfilter auf; die Minox ML, das Spitzenmodell, offeriert zusätzlich Programmautomatik und Meßwertspeicherung. Die Entscheidung zwischen GSE und GT-E ist sicher in erster Linie eine Geschmacksfrage - der eher konservativen Minox-Klientel dürfte das zurückhaltende Erscheinungsbild im Stile der Ur-35 bei der GSE besser gefallen.
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