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Artikel
1998
SERVICE Report
Geräuschmessung: Canon EOS 500, Minolta Dynax 700si, Nikon F90
Kamera-Konzert
Wegen des regen Leserinteresses setzt COLOR FOTO die Lärmmessung, die in Heft 11/1993 begonnen wurde, hier mit drei weiteren Kameras fort. Diesmal trifft es die drei modernsten Kameras von Canon, Minolta und Nikon, jeweils mit einem Zoom bestückt. Die Frage ist, ob Autofokus, Auslösen, Filmeinspulen und Filmzurückspulen leiser geworden sind.
Wer Menschen fotografiert, braucht oftmals Kameras, die möglichst geräuschfrei arbeiten, um nicht zu stören. Und da sich die meisten Menschen für nichts mehr interessieren als für Menschen, sollten moderne Kameras keinen überflüssigen Krach machen.
Der Lärmtest in COLOR FOTO-Ausgabe 11/93 hatte einen klaren Sieger: die Canon EOS 100. Im Novemberheft traten drei der meistempfohlenen Kameras des Fachhandels gegeneinander an (EOS 100: 900 Mark', Minolta Dynax 5xi: 800 Mark und Nikon F 601: 1030 Mark).
Diesmal kommen die neuesten Kameramodelle der drei großen Kamerahersteller zum Zug: die Canon EOS 500 für zirka 700 Mark, die Minolta Dynax 700si für rund 1300 Mark und die Nikon F90 für etwa 2000 Mark. Während das Nikon-Modell bereits anderthalb Jahre alt ist (vorgestellt auf der photokina 1992), sind die beiden anderen Kameras brandneu und erst seit dem Jahresende in den Geschäften.
Der Test soll drei Fragen beantworten: Haben die Kamerahersteller ihre neuen Modelle im Vergleich zu den alten leiser gemacht? Bleibt Canon Lärmtest-Sieger, oder konnten die anderen Firmen Canons Vorsprung einholen? Lohnt es sich unter Lärm-Gesichtspunkten, zu einem teureren Gehäuse zu greifen?
Natürlich ist die Preisspanne der Testgeräte mit einer Bandbreite von 700 bis 2000 Mark sehr groß und muß bei direkten Vergleichen berücksichtigt werden. und selbstverständlich sprechen die einzelnen Kameras auch ganz unterschiedliche Käufergruppen an. Doch da jeder Fotograf in eine Situation kommen kann, die nach einer leisen Kamera verlangt, sollten alle Gehäuse möglichst geräuscharm arbeiten.
Auch diesmal wurde nach der ISO-Norm 532 B gemessen. Diese bewertet die technischen Meßergebnisse in Sone.
Das Meßverfahren
Das Lärm-Meßprogramm umfaßt vier Kamerafunktionen: Filmeinspulen, Filmzurückspulen, automatisch Scharfstellen sowie Auslösen einschließlich Filmtransport. Um möglichst alle Geräusche zu erfassen, werden die Kameras in einer Entfernung von 30 Zentimetern zum Mikrofon geprüft. Bei der Autofokus-Messung müssen die Kameras abwechselnd auf zwei Punkte scharfstellen, die 80 Zentimeter beziehungsweise 3,5 Meter entfernt sind. Dabei beträgt die ausgewählte Objektivbrennweite 80 Millimeter. Das angegebene Auslösegeräusch bezieht sich auf eine einheitliche Verschlußzeit von 1/125 Sekunde bei eingelegtem Film (Transportgeräusch) und abgeschaltetem Autofokus.
Bei allen getesteten Kameras klingt das Autofokusgeräusch deutlich leiser als das Auslösegeräusch. Damit wird das Auslösegeräusch zur entscheidenden Lärmgröße beim Fotografieren, denn während man zum Filmwechseln schon einmal in einen anderen Raum gehen kann, ist dies beim Fotografieren wohl kaum möglich. In diesem Zusammenhang sind automatisch zurückspulende Kameras besonders unangenehm. Während die F90 auf den entsprechenden Befehl wartet (zwei Tasten), transportieren die Minolta und die Canon den vollen Film unaufgefordert zurück. Das Transportgeräusch ist aber bei der EOS 500 nur kurz, und bei der Dynax 700si kann man eine Transportsperre über eine Chipkarte abrufen.
Die Ergebnisse in Kürze
Der Testsieg geht wie im letzten Jahr an Canon. Zwar ist der Vorsprung geschmolzen, doch in den entscheidenden Funktionen (Auslösen und Bildwechsel) bleibt Canon Spitzenreiter. Die EOS 500 behauptet dabei einen weiten Abstand zu den fast gleichauf liegenden Verfolgern von Minolta und Nikon. Darüber hinaus entscheidet die EOS 500 auch die Autofokus-Disziplin für sich.
In den beiden anderen Wertungen hat der Sieger gewechselt und kommt jetzt von Minolta. Die Dynax 700si schlägt die Canon beim Filmeinlegen und -zurückspulen und gelangt so auf den zweiten Platz. Für die F90 reichte es zu keinem Einzelsieg, ihr bleibt der dritte Platz. Zwar ist die F90 der preiswerteren EOS 500 in nahezu allen Belangen überlegen, nicht aber hinsichtlich des Geräuschpegels.
Im Vergleich zum letzten Test hat sich somit nur wenig geändert. Zwar konnte Minolta aufholen, doch bleibt Canon die erste Adresse für leise Kameras. Die EOS 500 präsentiert einen nochmals leiseren Autofokus als die EOS 100, aber die EOS 100 ist insgesamt geräuschärmer. Unter Lärm-Gesichtspunkten sollte man deshalb die 200 Mark mehr ausgeben und zur Canon EOS 100 greifen.
Canon EOS 500, EF 3,5-5,6/28-80 mm II
Für ruhige Minuten
Der alte und neue Testsieger kommt von Canon. Die Canon EOS 500 hat den leisesten Verschluß und einen fast unhörbaren Autofokus. Doch während Canon bei den Bildfunktionen (Auslösen und Autofokus) den Vorsprung behält, wird die EOS 500 bei den Transportfunktionen (Filmein- und -zurückspulen) von der Dynax 700si geschlagen.
Einspulen: Die Canon spult den Film zunächst vollständig aus der Patrone heraus, um ihn dann beim Fotografieren Bild für Bild zurück in die Patrone zu transportieren. Entsprechend lange dauert der Einlegevorgang, dessen Anfang und Ende die Diagramme zeigen. Das Geräuschniveau liegt dabei zunächst zwischen Minolta (sehr leise) und Nikon (etwas lauter), um dann am Ende auf über 10 Sone anzuschwellen wegen eines automatischen Auslösevorgangs. So belegt die Canon in dieser Wertung den letzten Platz.
Zurückspulen: Da die Kamera den Film schon während der Aufnahmen zurücktransportiert, ist der eigentliche Rückspulvorgang zwar kurz, aber nicht schmerzlos wiederum leistet sich die Canon einen überflüssigen Auslösevorgang. Insgesamt könnten Ein- und Rückspulgeräusche leiser sein, wie dies Dynax 700si und EOS 100 vormachen. Allerdings ist die EOS 500 auch 600 Mark billiger als die Dynax 700si. Autofokus: Die Bildfunktionen sind die Domäne der neuen Canon. So leise stellte bis jetzt keine Autofokus-Kamera bei Color Foto scharf. Das Autofokusgeräusch liegt unter dem Raumgeräusch.
Auslösen: Auch beim Auslösegeräusch schlägt die EOS 500 die Konkurrenten von Minolta und Nikon um Längen. Allerdings scheint der Transportmotor der EOS 500 relativ schwach zu sein. Jedenfalls zieht sich der Transportvorgang und damit auch das Transportgeräusch deutlich in die Länge. Hier arbeitet die EOS 100 schneller.
Canon EOS 500 und Canon EOS 100: Im Vergleich zur EOS 100 hat Canon den Autofokus bei der EOS 500 nochmals leiser gemacht. Das Filmtransport- Geräusch wurde jedoch störender, da der EOS-500-Motor unverhältnismäßig lange braucht. Wer eine besonders leise Kamera sucht, sollte zu dem 200 Mark teureren EOS-100-Gehäuse greifen. Unabhängig davon gehört die EOS 500 zu den leisesten Kameras.
Minolta Dynax 700si, AF Zoom 4-5,6/28-80 mm
Leiser Transport
Minolta ist bei den Transportgeräuschen ein Sprung nach vorn gelungen. Die Dynax 700si schlägt in diesem Bereich sogar die EOS 500 und setzt sich beim Filmein- und Rückspulen an die Spitze des Testfelds. Auch die Autofokusgeräusche erreichen teilweise Canon-Niveau. Da das entscheidende Auslösegeräusch fast 10 Sone über den Canon-Werten liegt, muß sich die Dynax 700si aber mit dem zweiten Platz begnügen.
Einspulen: Das Einspulgeräusch der Dynax 700si ist mit 4 Sone vorbildlich unauffällig. Nur das Objektiv macht weiterhin seine von der Dynax 5xi: her bekannte unmotivierte Bewegung am Ende des Einspulvorgangs.
Zurückspulen: Wie beim Einspulen des Films liegt die Minolta auch beim Zurückspulen ungefähr 2 Sone unter den EOS-500-Werten und entscheidet so auch diesen Punkt für sich. Neben der Motortechnik spielt hier wohl eine bessere Geräuschabschirmung die entscheidende Rolle. Das leichte EOS-500-Gehäuse scheint deutlich schlechter gedämpft zu sein als das massige und vergleichsweise schwere Gehäuse der Minolta.
Autofokus: Ohne "Eye-Start" ist der Autofokus der Dynax 700si zwar nicht unangenehm laut, aber mit Maximalwerten von 5 Sone deutlich vernehmbar (Canon: nicht meßbar, Nikon: 8 bis 9 Sone). Mit "Eye Start" sinkt das AF-Geräusch der Dynax 700si auf 2 bis 3 Sone, da der Autofokus in dieser Betriebsstellung ruhiger arbeitet. Dieser Effekt ist jedoch brennweitenabhängig. Das Diagramm zeigt eine Messung bei 80 Millimetern Brennweite. Bei 50 Millimetern brachte die Umstellung auf den "Eye Start" fast keine Vorteile.
Auslösen: Das Auslösegeräusch der Dynax 700si ist zu laut. Mit deutlich über 20 Sone liegen hier Minolta und Nikon etwa gleichauf - in weitem Abstand zur Canon EOS 500 und deren 11 bis 12 Sone.
Minolta Dynax 700si und Minolta Dynax 5xi: Für 500 Mark mehr bietet die neue Dynax 700si das in allen Geräuschangelegenheiten angenehmere Gehäuse. Der Transport wurde deutlich leiser und das Auslösegeräusch klingt wesentlich kompakter als bei der Dynax 5xi: Die unangenehme Abfolge Verschiedenster Geräusche ist verschwunden. Wer eine möglichst leise Minolta will, sollte die Dynax 700si kaufen.
Nikon F90, AF Nikkor 4-5,6/35-80 mm D
Tempo macht Lärm
Die Nikon F90 arbeitet im Vergleich zu den anderen Testkandidaten schnell und laut. Ob Filmeinlegen, Scharfstellen, Filmzurückspulen oder Auslösen, die F90 erledigt ihre Aufgaben im Express-Tempo - sie lärmt zwar vernehmlich, aber stets nur kurz. Dabei liegt die F90 in der wichtigsten Messung, dem Auslösegeräusch, mit der Minolta Dynax 700si ungefähr gleichauf. Zwar kann die F90 keine Einzelwertung gewinnen, doch hat sie dafür einen anderen Vorteil: sie tut nichts, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Wie alle Nikon-Kameras spult auch die F90 den Film erst dann zurück, wenn man ihr dies ausdrücklich über zwei Tasten befiehlt. Dies erspart dem Fotografen eine überraschend sirrende Kamera und damit manch peinliche Situation. Einspulen: Die Nikon F90 spult den Film zwar deutlich schneller als die Minolta ein, produziert dabei jedoch 9 statt 4 Sone (Minolta). Günstiger fällt dagegen der Vergleich mit Canon
aus. So liegt das Durchschnittsgeräusch der Canon nur 2 bis 3 Sone unter dem der F90 und übertrifft die F90 am Ende sogar um 2 Sone (Spiegelschlag): zweiter Platz für die F90.
Zurückspulen: Während das kurze Einspulgeräusch noch akzeptabel klingt, ist das Rückspulgeräusch deutlich zu laut. Die F90 genehmigt sich 10 bis 12 Sone, was ungefähr dem Pegel des Auslösegeräuschs der Canon EOS 500 entspricht. Zum Vergleich: Die Minolta begnügt sich mit 4 bis 6 Sone.
Autofokus: Der Nikon-Autofokus macht zwar den meisten Krach unter den Testkameras, bleibt aber im akzeptablen Bereich.
Auslösen: Hier gilt für die F90 das Gleiche wie für die Minolta Dynax 700si. Die Spitzen über 20 Sone (bei beiden Kameras) stehen für ein zu lautes Auslöse- und Transportgeräusch. Dabei ist es egal, ob die Nikon im Einzelbild-Modus oder mit schneller Serienschaltung arbeitet.
Nikon F90 und Nikon F-601 AF: Die Nikon F90 ist der Nikon F-601 AF in allen Lärm-Belangen überlegen. Das Auslösegeräusch klingt kompakter, der Autofokus weniger schrill, und beim Filmeinlegen fällt das dreimalige Auslösegeräusch fort. Wer bereit ist, statt zirka 1030 Mark rund 2000 Mark auszugeben, bekommt mit der semiprofessionellen Nikon F90 die geräuschärmere Alternative.
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