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1998

Service Kaufberatung

Neue Kameras von Polaroid 

Das schnelle Bild 

Polaroid-Kameras erfreuen sich großer Beliebtheit bei "Knipsern", die nach einer einfachen Kamera suchen. Doch auch viele Profis greifen zu Sofortbildmaterial, um die Lichtführung zu kontrollieren oder um eine Situation zu dokumentieren. Was bringen Polaroidkameras engagierten Hobbyfotografen?

Laß doch mal sehen!" Wenn man auf einer Party Polaroid-Fotos macht, ist das Interesse meist riesengroß. Wer da als Fotograf nicht aufpaßt, bekommt seine Bilder nur für Sekundenbruchteile zu sehen, bevor sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Polaroid-Bilder haben zwar nur eine sehr begrenzte Auflösung und eine mäßige Farbwiedergabe, aber dafür sind sie eben sofort fertig. Und wer ein paar Regeln beachtet, erhält durchaus zufriedenstellende Bildergebnisse.

Die Kameras

Polaroid-Kameras belichten ein Positivmaterial, das ein bis zwei Minuten nach der Belichtung ein fast fertig entwickeltes Aufsichtsbild zeigt. Nach rund zwanzig Minuten ist das Bild völlig ausentwickelt. Die vier in der Tabelle auf Seite 70 beschriebenen Polaroid-Kameras verfügen über einen Sonar-Autofokus, der per Ultraschall die Entfernung mißt. Als Filmmaterial dienen der Image- beziehungsweise der Vision-Film (Tabelle). Darüber hinaus hat Polaroid vier weitere Kameratypen im Programm. Drei dieser Kameras arbeiten mit dem Polaroid-600-Plus-Film im Bildformat 8x8 Zentimeter. Sie sind zum Teil mit Fixfokus-Objektiven ausgerüstet bei Preisen von 50 bis 150 Mark. Die vierte in der Tabelle nicht berücksichtigte Kamera, die Polaroid Image Pro, verwendet den Image-Film. Die Image Pro hat das gleiche Gehäuse wie die Image A (Tabelle), ist aber etwas besser ausgestattet mit Features für Mehrfachbelichtungen und Serienaufnahmen. Sie kostet zirka 450 Mark.
Zwei Polaroid-Kameras, die Image ProCam (zirka 500 Mark) und die Image A (zirka 300 Mark) hat COLOR FOTO im Rahmen eines Kurztests ausprobiert. Beide Kameras verwenden den rechteckigen Image-Film (Bildformat 9,lx7,2 Zentimeter). Die wichtigsten Unterschiede sind neben dem Preis die robustere Konstruktion der ProCam, deren größerer Bildwinkel und deren schlechterer Sucher.

Polaroid ProCam oder Polaroid Image A?

Die ProCam ist für berufliche Anwender gedacht. Hierzu zählen sowohl Polizisten, die einen Unfallschaden protokollieren, als auch Architekten, die auf Baustellen Bildnotizen machen. Entsprechend robust hat Polaroid die Kamera konstruiert und mit extra großen Schaltern ausgestattet, die auch mit Handschuhen greifbar sind. Gäbe es ein COLOR FOTO-Prüfsiegel für vorbildliche Schalter, hier wäre es fällig. Andererseits ist der Sucher völlig mißlungen. Der ProCam-Sucher sitzt erstens an einer Stelle, die man mit dem Auge kaum erreicht, ist zweitens zu dunkel, und drittens fehlen die Anzeigen aus der Image A. Der Sucher der Image A informiert über die eingestellte Entfernung und warnt, wenn die Belichtung nicht stimmt oder der Autofokus Probleme mit der Schärfe hat. Zudem ist der Sucher gut einsehbar und hell genug. Die Image-A-Tasten sind zwar kleiner als bei der ProCam, aber auch gut bedienbar und eindeutig bezeichnet. Beide Kameras versteht man auf Anhieb ohne Bedienungsanleitung. Neben der Blitzabschaltung für reflektierende Motive gehört die Belichtungskorrektur zu den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen. Leider fehlt der ProCam ein AF-Meßwertspeicher, wie ihn die Image A hat.
Das 100-mm-Objektiv der ProCam entspricht im Bildwinkel einem 37-mm-Objektiv für Kleinbildkameras. Die 125 Millimeter der Image A kommen ungefähr einer Kleinbildbrennweite von 47 Millimetern gleich. Polaroid gewährt auf beide Kameras eine fünfjährige Garantie.
Da Amateure ihre Kamera nur selten über Baustellen schleifen, sollten sie zur Image A greifen. Diese kostet 200 Mark weniger, bietet die für Porträts geeignetere, etwas längere Brennweite und ist wegen ihres besseren Suchers wesentlich angenehmer zu bedienen. Die Anschaffung der ProCam lohnt sich nur, wenn man den größeren Bildwinkel oder das robustere Gehäuse unbedingt braucht.

Der Sonar-Autofokus

Die meisten Polaroid-Kameras sind heute mit einem Sonar-Autofokus ausgestattet, der einen Ultraschallton aussendet, um die Entfernung zu bestimmen. Hierbei mißt die Kamera die Zeit, bis das Echo zurückkommt, und berechnet aus der Zeitdifferenz die Motiv-Entternung. Bei der letzten Modellpflege hat Polaroid den Autofokus der Image A und der Image 2 überarbeitet. Die neu ausgelieferten Modelle fokussieren nicht genau auf das Motiv, sondern legen die Schärfe etwas hinter das Motiv, um den Hintergrund schärfer abzubilden.

Vier Tips für gute Polas

Wer mit Polaroid-Kameras arbeitet, sollte vier Punkte beachten:

Fotografieren Sie möglichst formatfüllend. Besonders geeignete Motive sind Menschen und Details.

Die Auflösung von Polaroid-Filmen ist relativ schlecht. Dies führt etwa bei Panoramaaufnahmen zu enttäuschenden Ergebnissen, weil man fast keine Details auf den Bildern erkennen kann. Polaroid-Kameras eignen sich hingegen hervorragend für einfache, detailarme Strukturen, für ausgewählte Details und natürlich für Menschen. Gehen Sie mit Polaroid-Kameras nahe an Ihr Motiv heran und fotografieren Sie möglichst formatfüllend. Machen Sie zum Beispiel ein Brustbild oder zeigen Sie einen Menschen am Arbeitsplatz.

Suchen Sie sich Motive mit kräftigen Farben.

Polaroid-Material gibt Pastellfarben nur angedeutet wieder. Fein nuancierte Farbspiele gehen in der Regel in den Polaroid-Sofortbildern verloren. Dagegen kommen kräftige Farben sehr gut heraus, wie die Rot- und Gelbtöne der Bilder auf diesen Seiten zeigen.

Achten Sie auf die richtige Entwicklungstemperatur.

Polaroid-Material neigt bei Temperaturen unter 13 Grad Celsius zu Blaustichen, bei mehr als 35 Grad Celsius wird ein Rotstich sichtbar. Wer im Winter fotografiert, sollte deshalb das ausgeworfene Bild am besten in eine warme, körpernahe Tasche stecken und es dort zwanzig Minuten lassen, bis es vollständig ausentwickelt ist.

Lassen Sie sich mit der Bildkontrolle Zeit.

Polaroid-Bilder sind nach einer Minute bis zwei Minuten "da", doch dauert es rund zwanzig Minuten, bis das Bild ganz ausentwickelt ist. Erst das fertig entwickelte Bild aber zeigt alle Farben und erlaubt eine sichere Beurteilung der Belichtung.

Wann lohnt eine Polaroid-Kamera?

Eine Polaroid-Kamera kann eine SLR-Kamera nicht ersetzen aber sie liefert schnell fertige Bilder, und dies macht sie für mindestens zwei Typen unter den Hobbyfotografen interessant: den Menschen-Fotografen und den Experimentierer. Letzterem ermöglicht das Sofortbild schnelle, gezielte Korrekturen. Bei Polas von Menschen sticht der Sofortbild-Effekt - nehmen, ansehen, einstecken. Da lassen sich oft sogar ausgesprochene Fotomuffel fotografieren.

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