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Artikel

1998

Kamera-Highlights

Die Trendsetter

Als COLOR FOTO 1970 zum ersten Mal Leser sucht (und zuhauf findet), ist die KB-SLR-Kamera für Amateure und Profis die Kamera schlechthin, ist die TTL-Belichtungsmessung gang und gäbe! und die Belichtungsautomatik beginnt (meist in Form einer Zeitautomatik) ihren Siegeszug. Vieles hat sich in dem Vierteljahrhundert seitdem getan. Die wichtigsten Stationen in der Entwicklung der KB-SLR haben wir für Sie aufgelistet.

1972: Olympus OM-1 - Das rechte Maß

Prall gefüllte Kamerataschen, vom Schleppen schiefe Schultern - so präsentieren sich Anfang der siebziger Jahre engagierte Amateure. Große, schwere Gehäuse und große, schwere Objektive lassen ihnen keine Wahl. Doch dann beweist Olympus, daß es eben doch anders geht. Die OM-1 ist zierlich, leicht, und die passenden Zuiko-Objektive ebenso. Integralmessung und manueller Belichtungsabgleich sind zu dieser Zeit eine durchaus legitime Ausstattung für eine Spitzenkamera. Die Olympus OM-1 bleibt nicht ohne Folgen: alle anderen Hersteller gehen auf kleinere Gehäuse über, allen voran Pentax.

1973: Fujica ST-801 - Der Sucher leuchtet

TTL-Messung, Nachführsteuerung oder Belichtungsautomatik - alles schön und gut. Wenn's aber im Sucher dunkel wird, sind die Meßkellen oder Meßwerkzeiger kaum bis gar nicht zu erkennen. Nachführmessung ist unter diesen Umständen nicht möglich, und welche Zeit eine Automatik steuert, ist allenfalls noch am Ablaufgeräusch des Verschlusses zu erkennen. Mit der Fujica ST-801 - ja, der Filmhersteller Fuji hatte eine Reihe sehr ansehnlicher SLRs zu bieten! - beginnen bessere und hellere Zeiten. Die roten LEDs, die als "Lichtwaage" im Sucher der ST-801 den Weg zur richtigen Belichtung weisen, sind zwar noch Stromfresser, aber in Sachen Information - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Lichtblick. Noch ein Stück weiter geht dann der Zeitautomat ST-901, der zum ersten Mal numerische LEDs für die Verschlußzeitenanzeige verwendet.

1976: Olympus OM-2 - Messen, wo 's drauf ankommt

Auf den ersten Blick ist die 1976 vorgestellte OM-2 nicht von der OM-1 zu unterscheiden. Der Fortschritt liegt nämlich hier "unter der Haut" und heißt "ADM". "Autodynamische Meßsteuerung". Die Belichtung wird bei der OM-2 in der Filmebene gemessen. Vor der Aufnahme wird das von einem Muster auf dem ersten Verschlußvorhang reflektierte Licht gemessen. und während (!) der Aufnahme sogar noch das von der Filmoberfläche reflektierte Licht. Immer wird das Ergebnis der Messung mit der vorgewählten Blende und der Filmempfindlichkeit "verrechnet" und als Ergebnis die passende Verschlußzeit gesteuert. Gegebenenfalls wird eine bereits gestartete Belichtung entsprechend verlängert oder auch verkürzt. Wie wichtig ADM für die Entwicklung der modernen SLR-Kameras ist, stellt sich vier Jahre später heraus, als Olympus zur OM-2 das erste TTL-Blitzgerät präsentiert. Diese Kombination bietet erstmals die TTL-Blitzmessung, ohne die heute keine Top-Kamera mehr auskommt.

1976: Canon AE-1 - Elektronik in der Kamera

Mit der AE-1 landet Canon den ersten Mega-Erfolg. Ausschlaggebend Dafür sind mehrere Faktoren: Zum einen ist die Kamera klein und leicht, denn elektronische Bausteine ersetzen hier mechanische Komponenten. Zum zweiten sind zusätzliche Gerate wie Blitz und Winder in die elektronische Kamerasteuerung eingeschlossen. Und zum dritten ist die Kamera für ihre Leistung sehr preisgünstig. Das wiederum liegt AN der Elektronik, und zwar sowohl an der Elektronik der Kamera, die billiger ist als entsprechende Feinmechanik, als auch an jener, die beim Bau der AE-1 zum Einsatz kommt. Denn die Produktion ist teilweise automatisiert. was die Herstellungskosten niedrig hält.

1977: Minolta XD-7 - Doppelt hält besser

Manche rümpfen noch die Nase, aber im großen und ganzen hat sich in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre die Belichtungsautomatik durchgesetzt. Nur zwischen den Anhängern der Blendenautomatik und den Freunden der Zeitautomatik gibt es noch hitzige Diskussionen über das Für und Wider der verschiedenen Systeme. Die XD-7 von Minolta ist die erste Spiegelreflexkamera, die diesem Gezänk Einhalt gebietet. Sie stellt nämlich sowohl Blenden- als auch Zeitautomatik zur Wahl.

1982: Nikon FM-2 - Aufbruch zu neuen Zeiten

Bei den meisten SLRs der siebziger Jahre erstreckt sich die Reihe der Verschlußzeiten auf der "kurzen" Seite bis 1/1000 Sekunde und nur bei wenigen einen Schritt weiter bis zur 1/2000 Sekunde. Es dauert bis 1982, ehe diese Schallgrenze überwunden wird. Die Nikon FM-2, eine Kamera mit Nachführmessung und mechanischer Steuerung, ist die erste Spiegelreflexkamera, die 1/4000 Sekunde aufweist. Wichtiger noch: ihr schneller Verschluß ermöglicht eine Blitzsynchronisationszeit von 1/200 Sekunde, was die Möglichkeiten beim Aufhellblitzen verbessert.

1983: Nikon FA - Viel-Felder-Wirtschaft

Die Nikon FA ist ein Multiautomat, der neben Zeit- und Blendenautomatik auch die Programmautomatik bietet. Aber weniger das als vielmehr eine neue Variante der Belichtungsmessung zeichnet die FA aus. Keine Integralmessung, keine Spotmessung, auch keine Nikon-typische Messung (Betonung eines großen Kreises in der Bildmitte) bestimmt die Helligkeit des Motivs. Statt dessen kommen fünf Meßfelder zum Einsatz Die Meßergebnisse aus den verschiedenen Feldern werden vom Zentralrechner der Kamera verglichen. Aus der Verteilung von Hell und Dunkel wird auf bestimmte Beleuchtungssituationen geschlossen, und gegebenenfalls wird die Belichtung entsprechend korrigiert. Dunkle Motive vor hellem Hintergrund und helle Motive in dunkler Umgebung beginnen an Schrecken zu verlieren.

1984: Canon T70 Mit "Mäusekino"

Daß ein Winder nicht unbedingt an die Kamera angesetzt werden muß, beweist zuerst Konica mit seiner FT. Canon nimmt die Idee des eingebauten Winders zunächst mit der T50 auf und spendiert dann auch seiner T70 diese Ausstattung. Bei diesem Kameramodell geht man aber gleich noch einen Schritt weiter und schickt nicht nur den Schnellschalthebel, sondern auch die Einstellräder in den Ruhestand. Tipptasten und Schiebeschalter bestimmen das Bild der T70 - und ein LCD-Monitor (von manchen scherzhaft "Mäusekino" genannt). Denn während sich von einem Verschlußzeitenrad direkt ablesen läßt, welche Zeit eingestellt ist, fehlt diese Möglichkeit bei "digitaler" Bedienung.

1985: Minolta 7000 - Schneller scharf

Als die Minolta 7000 auf den Markt kommt, ist Autofokus nichts wirklich Neues mehr. Kompaktkameras mit Schärfenautomatik sind weit verbreitet, und bei den SLRs haben Pentax (mit der ME-F) und Nikon (mit der F-3 AF) schon echte AF-Kameras auf dem Markt. Dennoch gebührt der Minolta 7000 das Verdienst, Autofokus salonfähig gemacht zu haben, denn sie kommt mit einem umfangreichen Objektivsystem sowie einem Systemblitz heraus. Läßt man den Autofokus außer acht, ist die Minolta 7000 ein durchschnittlicher Apparat ihrer Zeit mit Belichtungsautomatiken, mit eingebautem Motor, LED-Anzeige im Sucher und einem LCD-Monitor auf dem Gehäuse.

1987: Pentax SF-X - Den Blitz immer dabei

Einen Blitz braucht man immer dann, wenn man gerade keinen dabei hat. Ein eingebauter Blitz ist daher eine feine Sache, und zahlreiche AF-Kompaktkameras sind entsprechend ausgestattet. Olympus bietet mit der OM-707 einen Handgriff, in den ein "Pop-Up"-Blitz eingebaut ist. Den Weg aber, dem dann alle folgen werden, zeigt Pentax mit der SF-X. Im voluminösen Sucheraufbau steckt ein Blitz, der bei Bedarf ausgeklappt wird.

Sollte die Pentax SF-X der letzte Trendsetter gewesen sein? Natürlich nicht. So brachte die Minolta Dynax 7000i den Prädiktionsautofokus, zeigte Canon mit der EOS 1000, daß umfassend ausgestattete Kameras extrem leicht sein können, und mit der EOS 5, daß mehrere AF-Meßfelder "im Augenblick" zu aktivieren sind, und natürlich schoben nacheinander Nikon mit der F801 und Minolta mit der Dynax 9xi die Grenze der kürzesten Verschlußzeiten ein Stück weiter hinaus (auf 1/8000, dann auf 1/12000 Sekunde). Und der nächste Trendsetter? Für diesen Sommer hat Canon die Präsentation einer EOS-1 mit Vollformat-CCD-Chip (und damit die "Hochzeit" von herkömmlicher KB-Fotografie und elektronischer Bildaufzeichnung) angedeutet.

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